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Hoffnung auf Linderung: Hustenstiller und Schleimlöser sind zwar meist gut verträglich - ihre Wirkung ist aber nicht wirklich nachgewiesen

Foto. APA/Barbara Gindl

Die häufigste Ursache für akuten Husten ist eine banale Erkältung. Ein heilsames Symptom, das ausschließlich dazu dient für freie Atemwege zu sorgen. Viren werden mit Hochgeschwindigkeit reflektorisch ausgeworfen, der Heilungsprozess auf diese Weise vorangetrieben. Im Normalfall ist der geräuschvolle Spaß auch ohne jedwede Therapie nach ungefähr einer Woche vorbei.

Schön und gut, das ist erfreulich, doch wer hasst sie nicht, die quälenden Hustenattacken, die den nächtlichen Schlaf und damit auch jede Erholung rauben. Oft reicht schon eine schlaflose Nacht, um in der nächstgelegenen Apotheke nach Hilfe zu suchen.

Verlockende Angebote

Eine Suche mit berechtigter Hoffnung auf raschen Erfolg, denn das Angebot an pflanzlichen und synthetischen Hustenmitteln ist mittlerweile unüberschaubar. Zahlreiche Hustenbonbons, Hustensäfte, Hustenblocker und Schleimlöser finden sich in der bunten Palette, zum Teil sind sie wohlschmeckend oder zumindest sehr appetitlich verpackt. Ein Fest für den Verbraucher, der die Lösung für seinen Husten zum Greifen nah glaubt.

Blockade des Hustenzentrums

Der typische Husten einer Erkältung klingt in der Frühphase immer trocken und bellend. "Das ist das Einsatzgebiet der Codeinpräparate", weiß Eckhard Beubler, Vorstand des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Universität in Graz. Primär gilt es zu diesem Zeitpunkt den Hustenreiz zu unterdrücken. Das Opiat erledigt das in den meisten Fällen auch mit Erfolg indem es das Hustenzentrum im Gehirn einfach blockiert. Der Gang zum Arzt bleibt den Patienten zuvor aber nicht erspart, denn Codein ist aufgrund seines hohen Missbrauchs- und Suchtpotentials rezeptpflichtig.

Rezeptfrei war in Österreich 46 Jahre lang das Hustenmittel Silomat (Clobutinol, Anm.) zugelassen. Im Herbst 2007 wurde das Medikament des deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim allerdings vom Markt genommen. Neue Studien des Herstellers hatten darauf hingewiesen, dass das Mittel das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöht.

Beliebte Schleimlöser

Hat sich drei bis vier Tage später also noch keine wirksame Lösung gefunden, dann wird der erkältungsbedingte Husten bereits produktiv. Die entzündeten Bronchien beginnen vermehrt zähes Sekret abzusondern, um die eingedrungenen Krankheitserreger schneller unschädlich zu machen. Immer noch hat der hustende Konsument die Qual der Wahl. "Traditionsgemäß greifen Patienten zuallererst nach einem Schleimlöser", erklärt der deutsche Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser und geht davon aus,  dass diese so genannten Sekretolytika eigentlich unwirksam sind.

Seine Zweifel sind berechtigt, denn klinische Studien, die eine Wirksamkeit nachweislich belegen, gibt es nicht. Trotzdem vertrauen viele Patienten darauf, dass der Bronchialschleim flüssiger und damit auch das Abhusten leichter wird. Zumindest sind viele Schleimlöser relativ gut verträglich und finden vielleicht auch deshalb in fast jeder Apotheke anhaltend Absatz. "Wozu also Geld in die Forschung investieren", ergänzt Becker-Brüser, der auch Herausgeber des Berliner Arznei-Telegramms ist.

Heißes Wasser und Thymian

"Ich trinke heißes Wasser und nehme dazu einen Löffel Thymiansaft", erzählt Eckhard Beubler, Vorstand des Instiuts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität in Graz, wie er sich selbst am besten zu helfen weiß. Das warme Wasser löst im Körper den Vagusreflex aus und erleichtert in weiterer Folge auch das Abhusten des zähflüssigen Schleims. Dem Thymian hält er die Treue, obwohl das Mittelmeergewächs nur eines von zahlreichen pflanzlichen Schleimlösern ist, die heute in Apotheken und Drogeriemärkten angeboten werden. Er vertraut auf die krampflösenden und entzündungshemmenden Eigenschaften des Thymians. Minze, Efeu und Süßholzwurzel stimmen ihn skeptisch.

Auch Becker-Brüser trinkt bei Bedarf Wasser und hofft, dass es hilft. Studien, die hier eine Wirkung belegen, gibt es, so der deutsche Experte, ebenfalls nicht. Dem Verbraucher bleibt nur auszuprobieren und darauf zu hoffen, dass seine Wahl zumindest subjektiv eine Erleichterung bringt. Wenn nicht, ist es im Grunde egal, denn wie schon erwähnt, verschwindet der erkältungsbedingte Husten innerhalb weniger Tage ganz von allein. (phr, derStandard.at, 19.11.2008)