Tübingen/Berlin - Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen stellt die Frauenorganisation "Terre des Femmes" ihre Vorschläge für einen Nationalen Aktionsplan gegen Genitalverstümmelung im deutschen Bundesrat vor. Zeitgleich finden in 15 weiteren europäischen Staaten Veranstaltungen zum Nationalen Aktionsplan statt.

Tausende Mädchen betroffen

Nach Berechnungen der Organisation leben in Deutschland über 4.000 Mädchen, die der Gefahr ausgesetzt sind, heimlich in Deutschland oder in den Ferien im Heimatland der Eltern an ihren Genitalien verstümmelt zu werden. Bislang fehlen in Deutschland Maßnahmen, um sie wirksam zu schützen, so Terre des Femmes. "Alle Mädchen in Deutschland haben das Recht darauf, unversehrt aufzuwachsen. Genitalverstümmelung verletzt die körperliche und seelische Integrität von Mädchen massiv. Es ist unsere Pflicht, sie davor zu bewahren", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre des Femmes.

Von der Bundesregierung fordern sie:

- Mehr Beratungsstellen für betroffene Frauen und ihre Familien.
- Schulung von ÄrztInnen, Hebammen, ErzieherInnen und LehrerInnen zum Thema.
- Teilnahme aller Kinder - unabhängig von Geschlecht und Herkunft - an den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. So können nicht nur Fälle weiblicher Genitalverstümmelung, sondern auch von sexuellem Missbrauch öfter als bisher aufgedeckt werden.
- ÄrztInnen müssen dem Jugendamt melden, wenn ein Mädchen bereits an den Genitalien verstümmelt worden ist. Denn dann muss davon ausgegangen werden, dass jüngere Schwestern extrem gefährdet sind und zu deren Schutz wirksame Maßnahmen ergriffen werden müssen.
- Genitalverstümmelung muss in Deutschland ein eigener Straftatbestand werden. Dieser sei Voraussetzung dafür, dass Genitalverstümmelungen, die außerhalb Deutschlands durchgeführt werden, strafverfolgt werden können. (red)