Khartum - In der sudanesischen Hauptstadt Khartum hat die Polizei bei einer friedlichen Demonstration für Presse- und Meinungsfreiheit mehr als 60 Journalisten vorübergehend festgenommen. Wie Augenzeugen und Journalisten am Montag mitteilten, versammelten sich die Medienvertreter am Vormittag vor dem Parlament und verlangten die Einführung eines Gesetzes für die Meinungsfreiheit, wie es die provisorische Verfassung des Landes vorsieht.

Nachdem ein Parlamentsabgeordneter mit den Demonstranten gesprochen hatte, schritten Sicherheitskräfte ein und brachten die Demonstranten in einem Lastwagen zu einer Polizeiwache in Omdurman, der Nachbarstadt von Khartum. Am Nachmittag wurden die insgesamt 63 Journalisten wieder freigelassen.

Verbotene Versammlung

Nach Angaben des Anwalts Wagdi Saleh wirft die Polizei den Journalisten vor, an einer verbotenen Versammlung teilgenommen zu haben. Alle müssten am Dienstag vor Gericht erscheinen. Die Polizei sei gegen die Journalisten mit harter Hand vorgegangen, sagte der Chefredakteur der Zeitung "Ajras al Horriya", Murtada el Ghali, der unter den Festgenommenen war. Die Beamten hätten den Reportern auch Geld und Handys abgenommen.

Nach den Festnahmen kündigten mehr als 150 Journalisten einen Streik an. Mitarbeiter von zwölf unabhängigen Zeitungen sagten, die Blätter würden am Dienstag nicht erscheinen. Anfang November hatten mehrere Dutzend Journalisten mit einem Hungerstreik gegen die Pressezensur im Sudan protestiert, die trotz der laut Verfassung garantierten Meinungsfreiheit mit aller Härte praktiziert wird. (APA)