Die Lufthansa bereitet die AUA-Übernahme vor. Gemeinsamer Vertrieb, schlankeres Management und Zugeständnisse von Flughafen und OMV sind geplant. Die neue Alitalia soll indes zur Star Alliance wechseln.

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Wien - Die Lufthansa wird in den nächsten Wochen in einem Business-Integration-Vertrag klar definieren, was sie mit der defizitären AUAvorhat.

Ein Mitarbeiterabbau im großen Stil ist jedenfalls nicht geplant, daher werde es auch keinen Sozialplan geben. Vereinzelt könnte es durch die Streichung von Strecken wie etwa Mumbai zu Reduzierungen kommen.
Gestrafft werden dürfte die Führungsmannschaft. Fix ist der Abgang von AUA-Chef Alfred Ötsch, wahrscheinlich muss auch Peter Malanik weichen, dessen Tätigkeit keinen bleibenden Eindruck hinterließ.

Andreas Bierwirth, der vom Lufthansa-Konzern zur AUAkam, dürfte bleiben, aber nicht Vorstandschef werden. Einsparungspotenzial ortet man auch bei den 24 Bereichsleitern in der zweiten Ebene. Wie schon bei der Übernahme der Swiss erwartet sich die Lufthansa ein Entgegenkommen bei den Lieferanten, wie Flughafen und OMV. Wenn der Flughafen der AUA in Europa übliche Gebühren verrechnet, würde sich die AUAeinen hohe zweistelligen Millionenbetrag sparen. Zudem sei der Treibstoff in Wien um zwölf Prozent teurer als in München.

Gleichzeitig gibt die Lufthansa ein klares Bekenntnis zum Ausbau des Drehkreuzes (Hub) Wien ab. Aus den Bundesländern könnten von Regionalflieger vermehrt deutsche Ziele angeflogen werden, wie Stuttgart-Linz.

Besonders profitieren wird die AUA von der Vertriebstärke der Deutschen. Wie die Swiss werde auch die AUA die weltweit vorhandenen Vertriebsstrukturen nutzen. Als die Swiss heuer Schanghai aufnahm konnte sie auf die vorhandene Vertriebsmannschaft der Lufthansa zugreifen.

Als eine der ersten Aufgaben werden sich nach der Vertragsunterzeichnung die Netzwerkplaner beider Gesellschaften zusammensetzen. Dabei gilt es auch, die Zeitplanung auf den Strecken zu verbessern, etwa auf den Strecken nach Brüssel und Zürich.

Die Übernahme von 500 Mio. Euro Schulden durch den Staat wird Lufthansa-intern als faire Lastenteilung bezeichnet. Nicht zuletzt, weil man von Gesamtschulden in Höhe von 1,5 Mrd. Euro ausgeht. Der ÖIAG wird ein Besserungsschein in Aussicht gestellt.

Börsenrückzug

Dem Streubesitz wird ein Übernahmeangebot in Höhe des Durchschnittskurses der letzten sechs Monate gemacht, die Syndikatsmitglieder (ÖIAG, Banken, Wiener Städtische) bekommen 0,10 Euro pro Aktie. Anschließend ist ein Delisting geplant.

Neuigkeiten gibt es auch von der Alitalia: Die Lufthansa soll bereit sein, die entschuldete Airline in die Star Alliance aufzunehmen. Möglich sei dann auch eine Minderheitenbeteiligung, heißt es. Die Italiener rechnen in der Star Alliance mit erheblich mehr Synergien als jetzt im Skyteam. Ab Februar stationiert die Lufthansa sechs Flugzeuge in Mailand. Eingesetzt werden die Flieger im Europa-Verkehr. 17.000 Alitalia-Mitarbeiter wurden auf Kurzarbeit gesetzt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2008)