Bild nicht mehr verfügbar.

Klappt die Therapie, zündet sich der Raucher nach eineinhalb Tagen keine Zigarette mehr an, sondern schnüffelt stattdessen am ätherischen Flascherl.

Foto: APA/DPA/Weiken

Innsbruck - Was ein durchschnittlicher Raucher - umgerechnet auf den Verkauf von Rauchentwöhnungsmedikamenten - durchschnittlich zweimal im Jahr versucht, gelingt jetzt - zumindest 39 Prozent der Teilnehmer: Nach eineinhalb Tagen "Braindesign" schmeckt die Zigarette offenbar nicht mehr: "Braindesign" heißt die neu entwickelte Ultrakurzzeitgruppenpsychotherapie der Grazer Psychotherapeutin Ursula Grohs.

Therapie statt Tablette

Nach der Testphase beauftragte die Steiermärkische Gebietskrankenkasse 2005 Professor Gerald Zernig und sein Team von der Abteilung für Experimentelle Psychiatrie in Innsbruck mit der klinisch-wissenschaftlichen Prüfung der Wirksamkeit dieser neuen Methode zur Rauchentwöhnung. Zernig ist begeistert: Er vergleicht nicht "Wischiwaschi-Therapie" mit "Wischiwaschi-Therapie", er ließ "Brain- design" gegen das Rauchentwöhnungsmedikament Zyban antreten. Und während nach einer Zyban-Entwöhnung nur rund zwölf Prozent der Patienten ein Jahr nach der Behandlung noch abstinent waren, seien es nach "Braindesign" fast 40 Prozent - und das nach dem "Intention to treat"-Prinzip, was alle 779 Probanden einschließe, nicht nur ausgesuchte.

"Braindesign" sei eine "Therapie der anderen Art", so die Erfinderin der Methode, die Therapeutin Ursula Grohs: "Beim Gruppensetting von 30 Personen werden die Teilnehmer nicht etwa wie sonst in Therapien üblich aufgefordert, über die Probleme und Konflikte ihres Lebens zu sprechen."

Es gehe ganz im Gegenteil um angenehme Erfahrung, im Konkreten: um die angenehme Erfahrung des Rauchens. Grohs nennt ihre Therapie "natürliches Genussfähigkeitstraining": Das Gehirn solle mit Musik, Düften und Gedanken dazu gebracht werden, nicht die Zigarette "zu fordern". Ein biochemischer Prozess mache dann im Idealfall das Hirn und damit den Raucher zum Nichtraucher: "Mit dem Rauchen aufhören klappt quasi von selbst." Während der Therapie muss alle eineinhalb Stunden geraucht werden, langsam werde dann die Zigarette mit einem ätherischen Öl (Orange mit Zimt und Zitrone) vertauscht.

Klappt die Therapie, zündet sich der Raucher nach eineinhalb Tagen keine Zigarette mehr an, sondern schnüffelt stattdessen am ätherischen Flascherl. Eigentlich geht's bei der Therapie natürlich tiefer: "Um die vier seelischen Häuser, die umgebaut werden müssen", sagt Grohs, ein Umbau der anderen Art. Mitmachen könnten übrigens auch Raucher, die gar nicht aufhören wollen. Für 350 Euro, Übernachtung inklusive. (Verena Langegger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.11.2008)