Sperre von Wikipedia sorgt für Spenden

Das freie Online-Lexikon Wikipedia hat nach einer richterlichen Sperrverfügung der Adresse wikipedia.de einen Spendenrekord in Deutschland erzielt. Viele der Spender protestierten damit gegen die vom Linken-Bundestagsabgeordneten Lutz Heilmann erwirkte Blockade der Webadresse des deutschen Fördervereins der Wikipedia. Während Wikipedia in Deutschland sonst durchschnittlich 3000 Euro pro Tag an Spenden einnimmt, schnellte am Samstag das Spendenvolumen auf über 16.000 Euro. Auch am Sonntag lag das Spendenniveau deutlich über dem Durchschnitt.

Kritik

Heilmann hatte eine richterliche Sperrung der Webadresse "wikipedia.de" erwirkt, weil seiner Ansicht nach in einem Wikipedia-Artikel unwahre Behauptungen über seine Person aufgestellt wurden. Der Diplom-Jurist steht seit geraumer Zeit in der Kritik, weil er vom Oktober 1985 bis Januar 1990 in der Abteilung Personenschutz des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gearbeitet hatte. In der Auseinandersetzung um den Wikipedia-Artikel geht es aber auch um die Frage, ob Heilmann seinen Ex-Partner bedroht habe, was der Abgeordnete bestreitet.

Einspruch

Wie der Verein auf seiner Homepage am Samstag mitteilte, hat das Landgericht Lübeck Wikimedia Deutschland e.V. per einstweiliger Verfügung vom 13. November untersagt, "die Internetadresse wikipedia.de auf die Internetadresse de.wikipedia.org weiterzuleiten" - solange "unter der Internet-Adresse de.wikipedia.org" bestimmte Äußerungen über Heilmann vorgehalten werden. Die deutschsprachige Wikipedia ist aber weiterhin unter der Adresse de.wikipedia.org zu erreichen. Der Verein kündigte an, gegen den Beschluss des Gerichts Einspruch einzulegen.

Heilmann wurde 1966 in der DDR in Zittau (heute Sachsen) geboren. Er zog 2005 über die Landesliste Schleswig-Holstein für die PDS, eine der Vorgängerparteien der heutigen Linken, in den Bundestag ein. Heilmann erklärte am Sonntag, die von ihm monierten Behauptungen seien inzwischen entfernt worden und die Seite "wikipedia.de" könne wieder freigeschaltet werden.(APA/dpa)