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In den vergangen 20 Jahren wurden Operationstechniken entwickelt, um die Löcher in den Leisten schonend zu flicken.

Foto: AP/Suzuki

Nicht lebensbedrohlich, aber dennoch unangenehm schmerzhaft sind Leistenbrüche. Als Vorwölbungen machen sie sich an der Bauchdecke bemerkbar, und wer nichts dagegen unternimmt, riskiert Störungen im Bereich des Urogenitaltraktes. Leistenbrüche sind häufig, rund 15.000-mal pro Jahr werden sie in Österreichs Spitälern operiert, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Es gibt eine Reihe von Methoden, um Hernien, so heißt der Leistenbruch im Fachterminus, zu schließen. Einfach ist das nicht. Das liegt an der Anatomie der Bauchdecke. Das menschliche "Bauchfleisch" besteht aus unterschiedlichen Schichten, besondere Schwachstellen liegen an der Bauchwand, etwa am Leistenkanal oder dem Bauchnabel. Für die Beweglichkeit ist es wichtig, dass diese Schichten zueinander beweglich bleiben - nur dadurch sind Funktionalität und Schmerzfreiheit garantiert.

In den vergangen 20 Jahren wurde eine Reihe von Operationstechniken entwickelt, um die Löcher in den Leisten schonend zu flicken. Gemeinsames Credo aller Operateure: schnelles Mobilisieren nach dem chirurgischen Engriff. Lag man früher eine Woche im Spital, sollen Patienten heute am selben Tag aufstehen und am darauffolgenden Tag mit leichtem Bewegungstraining beginnen.

Neben offenen Operationen können Betroffene heute zwischen unterschiedlichen minimalinvasiven oder laparoskopischen Eingriffen wählen. Bei letzterer Methode wird die Bauchdecke aufgeblasen, durch einen kleinen Schnitt werden eine Videokamera und Operationsinstrumente eingeführt. Vor allem das Einsetzen von Kunststoffnetzen hat sich in den letzten Jahren als Trend etabliert.

"Oftmals werden diese Netze ohne Nutzen für die Patienten eingesetzt, viele sind dadurch eingeschränkt. Es kommt zu Narbenbildung, und die Nerven werden irritiert", sagt Ulrike Muschaweck, Chirurgin aus München, die sich in ihrem 1993 auf Hernienchirurgie spezialisierten Zentrum in Bogenhausen ausschließlich auf die Operation von Leistenbrüchen konzentriert hat. Nah 16.000 Behandlungen, darunter viele Sportler - vor allem Fußballer - steht Muschaweck im Ruf, so zu operieren, dass die volle Leistungsfähigkeit erhalten bleibt.


Schonende Technik

"Minimal Repair" heißt ihre Operationsmethode, die der Wiener Hernienspezialist Matthias Kux nun auch in der Wiener Privatklinik Döbling anwendet. "Es ist eine spezielle Nahttechnik, wie man sie ganz ähnlich aus der Kinderchirurgie kennt", erläutert Kux. Von Kunststoffnetzen sieht man - so es irgendwie geht - ab, weil "die Verschieblichkeit der Bauch- deckenschichten beeinflusst wird und dadurch auch nach einer Operation Schmerzen weiterbestehen bleiben können. "Netze sind eine Überbehandlung", ist Muschaweck überzeugt. Sie behandelt viele Patienten, die trotz Netzen weiter Probleme haben. Auch von laparoskopischen Operationen sieht sie meist ab. Das Aufblasen des Bauches in Narkose ist vor allem für ältere Patienten nicht ungefährlich, weil Thrombosen entstehen können, die Wochen nach der Operation lebensgefährlich sein können. In der Muschaweck'schen Methode wird offen in Lokalanästhesie operiert, Patienten können am selben Tag nach Hause gehen. Nur wer auf Nummer sicher gehen will, bleibt eine Nacht im Spital. (Karin Pollack, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.11.2008)