Bild nicht mehr verfügbar.

Die japanische Volkswirtschaft liegt zwar nicht auf dem Bauch wie in den 90er-Jahren, die Rezession ist aber wieder bereits deutlich spürbar.

Foto: AP

Japan war in den 90er-Jahren lange Jahre im wirtschaftlichen Stillstand verhaftet. Seit 2001 war eine Rezession kein Thema mehr. Jetzt schrumpft die Wirtschaftsleistung abermals zwei Quartale in Folge.

*****

Tokio/Washington/Peking - Japan ist erstmals seit sieben Jahren wieder in eine Rezession abgerutscht. Die nach den USAzweitgrößte Volkswirtschaftv der Welt schrumpfte im dritten Quartal 2008 unerwartet um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, teilte die Regierung in Tokio mit. Auf Jahressicht sank die Wirtschaftsleistung sogar um 0,4 Prozent. Bereits im zweiten Quartal hatte Japan einen Rückgang um 0,9 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2008 verbucht.

Die Zahlen zeigten, "dass die Wirtschaft in einer Rezession ist. Es besteht das Risiko, dass es sich noch verschlechtert" , sagte Wirtschaftsminister Kaoru Yosano.
Der Grund für das Minus im dritten Quartal war den Angaben zufolge auch ein starker Rückgang bei den Investitionen der Unternehmen angesichts der sinkenden Exportaussichten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatte Japans BIP noch um 0,8 Prozent zugelegt.

Japan selbst ist von der weltweiten Finanzkrise deutlich weniger betroffen als etwa die USA und Europa. Zu schaffen macht dem Land, das stark vom Export abhängig ist, aber die international angesichts der lahmenden Wirtschaft sinkende Nachfrage nach japanischen Produkten. Angesichts dieser weltweiten Situation werde die Rezession "nicht kurz oder schmerzlos" sein, sagte die Wirtschaftsprofessorin Noriko Hama von der Doshisha-Universität in Kyoto. "Wenn es zu Finanzkrisen dieses Ausmaßes kommt, erleben wir normalerweise eine Zehn-Jahres-Rezession."

Zuletzt habe Japan in den 90er-Jahren in einer solchen langen Rezession befunden, sagte Hama. Davon erholte sich die zweitgrößte Wirtschaft der Welt nur langsam: Über Jahre hinweg hatte das Land immer wieder Rezessionen verzeichnet, hatte sich Ende der 90er-Jahre kurz erholt und war dann 2001 nach Platzen der Internetblase wieder zurückgefallen. Die japanische Notenbank versucht seit langem mit extrem niedrigen Zinsen, die Wirtschaft anzukurbeln. Ein Null-Prozent-Leitzins scheint jetzt wieder in Reichweite.

Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat wie berichtet in der Vorwoche bereits eine Prognose vorgelegt, wonach die wichtigsten Industriestaaten sich auf eine Rezession einstellen müssten. Laut einer Prognose von Experten der amerikanischen Nationalen Vereinigung für Betriebswirtschaft sind 96 Prozent der befragten Analysten der Auffassung, dass die Rezession bereits begonnen hat. Fast drei Viertel waren sich darin einig, dass sie auch im ersten Quartal des Jahres 2009 anhalten werde.

Im Sog der weltweiten Finanzkrise steigt auch nach Ansicht der chinesischen Notenbank auch das Risiko eines Abschwungs. Die Rezession in den USA, Europa und Japan werde sich wohl auch "relativ stark" auf den Export auswirken, warnte die Zentralbank am Montag. Die Notenbank hat seit September die Leitzinsen bereits drei Mal gesenkt. Die Regierung hat zudem ein umgerechnet fast eine halbe Billion Euro umfassendes Konjunkturpaket aufgelegt.

Opec schwimmen Felle davon

Auch andere Indikatoren deuten weiterhin auf einen massiv spürbaren Abschwung der Weltkonjunktur hin: So hat das Ölkartell Opec einen leichten Rückgang der Weltnachfrage, dabei einen spürbaren Rückgang der Nachfrage nach Opec-Öl. Experten rechnen damit, dass die Opec die Produktion weiter drosseln könnte, um ein Preisband von 70 bis 100 US-Dollar zu erreichen. Am Montag kostete ein Barrel der Sorte WTI nur mehr 56,40 Dollar. (ag, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2008)