Uwe Scheuch ist der neue BZÖ-Landesparteiobmann in Kärnten.

Foto: GERT EGGENBERGER

... und wo er die Grenzen der Kunst sieht.

STANDARD: Sie treten als Kärntner Parteiobmann in die Fußstapfen Jörg Haiders. Fühlen Sie sich in diesen großen Schuhen wohl?

Scheuch: Ich habe nicht die Schuhe Jörg Haiders angezogen, sondern ich habe meine eigenen an. Ich werde aber versuchen, aus den Spuren, die er hinterlassen hat, zu lernen und darauf aufzubauen. Aber ich werde auch meinen Weg gehen, der sehr wohl in Zukunft erfolgreich sein kann. Das hat jetzt schon die Geschlossenheit des Parteitages und unserer Spitzenfunktionäre gezeigt.

STANDARD: Waren Sie schon am Grab Jörg Haiders im Bärental?

Scheuch: Nein, da war ich noch nicht. Das war bis jetzt noch nicht möglich, weil das politische Erbe Jörg Haiders geordnet werden musste. Wenn ich zu seinem Grab gehe, dann möchte ich dafür wirklich Zeit haben. Und das werde ich ohne Medienbegleitung tun.

STANDARD: Wie verstehen Sie sich mit Jörg Haiders Witwe Claudia?

Scheuch: Ich verstehe mich sehr gut mit ihr. Wir waren ja auch schon zusammen mit Jörg ein gutes Team. Die schrecklichen Ereignisse haben uns mit Claudia noch mehr zusammengeschweißt.

STANDARD: Welche politischen Akzente wollen Sie jetzt setzen?

Scheuch: Ich werde jetzt meine ganze Energie daran setzen, dass wir bei der Kärntner Landtagswahl wieder die Nummer eins werden und mit Gerhard Dörfler den Landeshauptmann verteidigen. Ich werde mit meinem Team beweisen, dass es diese Bewegung auch nach Jörg Haider noch gibt und dass sie auch ohne ihn erfolgreich sein kann.

STANDARD: Wann soll die Parteiobmann-Frage im Bundes-BZÖ entschieden werden?

Scheuch: Ich würde präferieren, wenn man nach dem großen Wahlerfolg vom September erst einmal die Länder konstituiert und danach erst den Bundesparteitag ansetzt. Ob das vor oder nach der Kärntner Wahl ist, spielt keine Rolle.

STANDARD:
Würden Sie auch den Bundesobmann machen?

Scheuch: Ich glaube, dass ich mit der Arbeit des Kärntner Parteiobmanns zu hundert Prozent ausgefüllt bin, ich habe auch eine Regierungsfunktion und eine Familie, die ihren Mann und Papa braucht. Deshalb glaube ich, dass eine Funktion auf Wiener Ebene derzeit nicht klug wäre.

STANDARD: Soll es ein Kärntner sein? Klubobmann Josef Bucher etwa?

Scheuch: Als Kärntner wünsche ich mir natürlich einen Kärntner. Aber wir haben auch in anderen Ländern kluge Köpfe, Herbert Scheibner etwa oder Uschi Haubner.

STANDARD: Jörg Haider war der Architekt einer möglichen weiteren Rechtskoalition in Österreich. Jetzt kommt wieder Rot-Schwarz.

Scheuch: Ich glaube, dass Schwarz-Blau-Orange eine Chance gehabt hätte, die sicher durch Jörgs Tod zunichte gemacht wurde. Ich bin aber überzeugt, dass man dem Wählerwillen Rechnung tragen sollte. Es gibt rechts der Mitte eine Mehrheit. Das wäre die vernünftigste Re_gierungsform für Österreich.

STANDARD: Sie empfehlen den Kabarettisten Stermann und Grissemann Urlaub auf der Saualm in der Sonderanstalt für Asylwerber. Was wollen Sie damit sagen?

Scheuch: Das ist ein wunderschönes Ausflugsgebiet und es gibt eine gute Luft da oben.

STANDARD: Warum regt man sich über ein Kabarett so auf? Wollen Sie der Kunst Grenzen setzen?

Scheuch: Grenzen sind für mich dann erreicht, wenn der Einzelne oder Gruppen gedemütigt oder pietätlos behandelt werden und wenn es zu einem massiven Volkszorn kommt. Stermann und Grissemann haben die Kärntner Volksseele wirklich verletzt. Es ist auch Aufgabe der Politik, dass man die Meinung des Volkes kommuniziert und sich nicht in kritischen Fragen hinter irgendeinem Kunstverständnis versteckt.

STANDARD: Die Kunst hört also dort auf, wo die Kärntner Volksseele verletzt wird?

Scheuch: Wenn man die Kärntner Volksseele verletzt, dann hat die Kunst ihre Grenzen. Aber das ist auch bei der oberösterreichischen, der Tiroler Volksseele so. Ich habe noch nicht gesehen, dass man sich über Andreas Hofer lustig gemacht hat.

STANDARD: War es klug von Landeshauptmann Gerhard Dörfler, im Zusammenhang mit dem Streit um zweisprachige Ortstafeln das „gesunde Volksempfinden", einen NS-belasteten Begriff, zu bemühen?

Scheuch: Es ist nicht meine Art, meinen politischen Mitstreitern über Medien auszurichten, was sie richtig oder falsch machen. Ich weiß mit dieser Thematik sehr sensibel umzugehen. Ich bin 1969 geboren, also viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, der so viel Unheil über das Land gebracht hat und sicherlich durch nichts zu rechtfertigen ist. Aber man sollte auch einmal zur Einsicht kommen, dass diese Zeit vorbei ist und man sich den modernen Herausforderungen stellen muss.

STANDARD: Sie stammen aus einer hochpolitischen, altfreiheitlichen Familie mit nationaler Ausrichtung. Welchen Stellenwert hat diese Tradition für die orangen Freiheitlichen?

Scheuch: Ich glaube, dass es auch diese starken tiefverwurzelten freiheitlichen Familien braucht, die aus der Tradition heraus eine gewisse Stärke haben, wiewohl sich die Anforderungen in der heutigen Zeit geändert haben. Aber diese Verwurzelung gibt einen gewissen Rückhalt und ein Wertebild, das immer wieder auch eine gute Grundlage für Entscheidungen ist. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2008)