Molekularbiologie-Studium boomt, Rektoren besorgt
Nach gefallenem Zugangslimit 290 statt 120 Studenten - Sünkel: "Absurde Situation"- Gutschelhofer: Studien nicht mehr planbar

Graz  - Die Molekularbiologie boomt als Studienrichtung an der NAWI Graz, dem Zusammenschluss der Universität Graz und der Technischen Universität Graz im Bereich der Naturwissenschaften. An die 290 Studierende haben sich - nach Wegfall der Zugangsbeschränkung im Herbst - angemeldet. Die Freude der Rektoren über die Attraktivität des gemeinsam eingerichteten Studiums wird jedoch von den Problemen, die der nun offenen Zugang mit sich bringt, überschattet.

Für 100 Studienplätze war das im Jahr 2006 eingerichtete Bachelor-Studium Molekularbiologie im Studienjahr 2007/08 ausgerichtet. Heuer wollte man die Zahl auf 120 erhöhen - doch dann kam kurz vor der Nationalratswahl der Wegfall der Zugangsbeschränkung. Nun soll die NAWI Graz für fast 300 Studierende die beste Betreuung bieten.

"Zugangsbeschränkung notwendig"

Rektor Hans Sünkel von der TU Graz skizzierte die nach seiner Ansicht "absurde Situation", in der sich die NAWI nun befinde: "Personelle, räumliche und technische Ressourcen können im erforderlichen Umfang und der notwendigen hohen Qualität einfach nicht bereitgestellt werden, um den Andrang bewältigen zu können. Gleichzeitig dürfen die Unis den Zugang zu den Studien aber nicht beschränken."

"Die Zugangsbeschränkung für das Bachelor-Studium Molekularbiologie ist wegen der beschränkten personellen und räumlichen Ausstattung notwendig geworden, um die Studien ordnungsgemäß durchführen zu können", so Rektor Alfred Gutschelhofer von der Universität Graz. Bisher sei man noch gut durchgekommen, "mit dem Fall der Zugangsbeschränkung werden die Studien nicht mehr planbar", umriss Gutschelhofer die Problematik.

Dem Rektor der Karl-Franzens-Uni dräut noch ein dramatischeres Szenario, als es in diesem Studienjahr bereits besteht: In Deutschland sei Molekularbiologie ein Numerus-Clausus-Fach: Ein nicht bewältigbarer Ansturm an Studierenden drohe, der diese selbst am zügigen Studienerfolg hindern wird, warnte Gutschelhofer.

Meilenstein

Die bisherige NAWI-Geschichte sehen die Rektoren aber als Erfolgsstory: "Nicht nur ein Meilenstein für Karl-Franzens-Uni und TU, sondern ein nationales Vorzeigeprojekt: Erstmals sind zwei österreichische Universitäten eine strategische Kooperation in Forschung und Lehre eingegangen". Diese erstrecke sich auf die Fachbereiche Molekulare Biowissenschaften, Chemie, Technische Mathematik, Physik und Geowissenschaften.

Rektor Gutschelhofer kleidete die Fortschritte der vergangenen vier Jahre seit der Gründung der strategischen Kooperation in Zahlen: Die Zahl der Studierenden habe bis zum Wintersemester 2007/08 um zehn Prozent zugenommen, die der Doktoratstudierenden um 27 Prozent. Die Drittmitteleinnahmen seien um 39 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 2004 können um 72 Prozent mehr Projektmitarbeiter finanziert werden. Die Zahl der Professoren sei um zehn Prozent, von 59 auf 65 Personen, gewachsen. (APA)