Nach einer Serie von Rekordjahren sieht OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer stürmische Zeiten kommen, in denen weniger Gewinn gemacht werden wird.

Foto: Heinz-Peter Bader

Der Mineralölkonzern OMV tritt auf die Investitions- und Kostenbremse: Projekte zum Auffinden neuer Öl- und Gasfelder werden teils zurückgestellt, ein harsches Kostensenkungsprogramm soll jährliche Einsparungen von 300 Mio. Euro bringen.

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London - Die OMV, Österreichs größter Industriekonzern, will quer durch alle Bereiche Kosten einsparen, Investitionsvorhaben auf den Prüfstand stellen und auf diese Weise den Wirtschaftsabschwung relativ unbeschadet durchtauchen. "Die Welt hat sich total verändert, nichts ist mehr so wie noch vor zwei oder drei Monaten", sagte OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer am Freitag bei einer Konferenz in London.

"Niemand kann sagen, wie 2009 wird", sagte Ruttenstorfer. "Wir stellen uns auf zwei bis drei schwierige Jahre ein."

Alle Kostenposten sollen auf den Prüfstand kommen. Ziel seien jährliche Einsparungen von 300 Millionen Euro ab dem Jahr 2010. Das entspricht rund zehn Prozent der Gesamtkosten des Konzerns, die Rohölkosten noch nicht eingerechnet. Neben einer Neuausrichtung des Raffinerie- und Gashandelsgeschäfts gehe es dabei auch um die Überprüfung von Verträgen an Subunternehmen, an die der Mineralölkonzern in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Dienstleistungen ausgelagert hat. Auch im Einkauf will die OMV das Kostenmesser einsetzen.

Arbeitsplätze in Österreich seien nicht in Gefahr. "Wir werden aber anders als früher weniger Mitarbeiter einstellen", sagte Ruttenstorfer. Konzernweit halte man daran fest, die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich zu verringern. Zur Erinnerung: In Österreich hat die OMV in ihrer expansiven Phase sowohl 2007 als auch 2008 jeweils rund 200 Mitarbeiter neu eingestellt. Im Konzern waren 2007 im Durchschnitt 37.400 Mitarbeiter beschäftigt, 5350 davon in Österreich.

Durch Rücknahme oder Verschiebung von Investitionen will sich die OMV mehr finanziellen Spielraum verschaffen, zumal es derzeit total schwer sei, frische Kredite zu bekommen und wenn, dann nur mit sehr hohen Aufschlägen. Vom Sparprogramm betroffen ist vor allem der Bereich Exploration und Produktion (E&P). Der Bereich, der sich mit dem Auffinden und Erschließen neuer Öl- und Gasfelder beschäftigt, hat zuletzt gut 80 Prozent zum operativen Gewinn (Ebit) der OMV beigetragen und wird aufgrund des deutlich gesunkenen Ölpreises bereits heuer weniger abliefern.

E&P-Vorstand Wolfgang Langanger bezifferte die Investitionskürzung mit rund einem Drittel, was nach früheren Angaben rund 500 Mio. Euro entsprechen dürfte. Die Gesamtinvestitionen sollen laut Ruttenstorfer von "etwas über drei Mrd. auf etwas unter drei Mrd. Euro" zurückgefahren werden.

Gewinnrückgang erst 2009

Statt der ursprünglich geplanten rund 300 Ölbohrungen sind 2009 beispielsweise nur 200 geplant. Damit werden auch die bisherigen Ziele für 2010 über den Haufen geworfen. Statt der ursprünglich geplanten 400.000 Fass Öläquivalent am Tag (je 159 Liter) peilt die OMV für 2010 nun eine Produktion von 350.000 bis 360.000 Fass am Tag an. Zusätzliche 100.000 Fass, die sich die OMV durch Akquisitionen sichern wollte, sind nicht mehr Teil der Planung. "Für uns hat derzeit organisches Wachstum oberste Priorität", sagte Ruttenstorfer.

Heuer erwartet die OMV neuerlich ein Rekordjahr, 2009 werde jedoch schwächer ausfallen. (Günther Strobl, London, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.11.2008)