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Der Nichtschreiber des "Österreich"-Briefes: Holender.

Foto: Reuters

Einmal falsch, einmal echt: Das Faksimile des "Österreich"-Faksimiles.

Das echte Kündigungsschreiben an Elmayer.

Wien - Wolfgang Fellner hat sich bei Ioan Holender bereits entschuldigt. Und kommenden Sonntag "werden wir das auch bei unseren Lesern tun". Schließlich sei es "ganz offensichtlich", so der Österreich-Chef zum Standard, "dass wir hier einen Fehler gemacht haben." Nachsatz: "Obwohl das eigentlich eine lässliche Sünde ist. Denn das von uns gedruckte Faksimile ist keine üble Fälschung, sondern ein ... (Pause) ... äh, wie immer sie es nennen wollen."

Denn in der Sache, betont Fellner, habe ja gestimmt, was im falschen Brief, den Österreich am Dienstag noch als authentisches Kündigungsschreiben Ioan Holenders an Thomas Schäfer-Elmayer, den (nun eben) ehemaligen "Alles Walzer"-Rufer des Opernballs, veröffentlicht habe: eben dass Elmayer geschasst sei.

Freilich sehen nicht alle Beteiligten in der grotesk hohe Wellen schlagenden Affäre um den unfreiwilligen Abgang des Benimm-Papstes die Sache so gelassen. "Wir werden rechtliche Schritte einleiten", erklärte der von Holender betraute Anwalt Daniel Charim - will sich aber nicht auf Details festlegen lassen: "Wir wollen das nicht öffentlich zelebrieren."

In jedem Fall sei offensichtlich, dass der von Österreich präsentierte Brief einen falschen Briefkopf und eine falsche Typografie aufweise. Ioan Holender habe daher gar nicht eigenhändig unterschreiben können.

Was in Holenders Umfeld für besonderes Erstaunen sorgt, ist der Umstand, dass in dem dem Brief zur Seite gestellten Artikel fast wortident jenes (dem STANDARD vorliegende) Schreiben abgetippt ist, das am 15. April 2008 per Einschreiben an Thomas Schäfer-Elmayer geschickt worden war.

"Leider" in Eile gedruckt

Der Druck, eine profil-Geschichte, von der Fellner behauptet, sie "nachweislich als Erster" gehabt zu haben, weiterzuziehen, dürfte groß gewesen sein: Man habe der Zeitung "einen Brief per Computer geschickt, dessen Inhalt uns Elmayer bestätigt hat". Diesen Brief habe man "leider" in der Eile abgedruckt, gibt sich Fellner zerknirscht: "Ich will mich gar nicht dazu äußern, wo das herkommt."

Aus der Verantwortung für die Veröffentlichung der Fälschung entlasse das die Zeitung aber nicht, betont die Medienanwältin Maria Windhager: Theoretisch könne Staatsoperndirektor Holender eine Gegendarstellung verlangen und - nicht zuletzt wegen Rufschädigung - auf Unterlassung klagen. Windhager: "Natürlich haftet eine Zeitung dafür, dass etwas, das als Original präsentiert wird, auch authentisch ist." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD - Printausgabe, 14. November 2008)