Vatikanstadt - Eine verstorbene Sechsjährige könnte vom Vatikan zur Kirchenlehrerin erhoben werden - ein Titel, der bei den KatholikInnen üblicherweise Theolog(inn)en und großen Vorbildern christlichen Lebens vorbehalten ist. Der Seligsprechungsprozess für die 1937 mit sechs Jahren verstorbene Italienerin Antonietta Meo laufe bereits, "und manche sprechen davon, sie zur neuen Kirchenlehrerin zu ernennen", zitierte die italienische Nachrichtenagentur SIR am Donnerstag den ranghohen Vatikan-Vertreter Monsignore José Redrado.

Das Nennolina genannte Mädchen habe rund 150 Briefe an Jesus, Maria und die heilige Dreifaltigkeit hinterlassen, und ExpertInnen hätten darin "mit Verblüffung" eine wunderbare theologische Zusammenschau entdeckt.

Kaum Kirchenlehrerinnen

Es gibt derzeit rund 30 KirchenlehrerInnen - fast alle sind Männer, unter ihnen auch bedeutende Philosophen wie Augustinus und Thomas von Aquin. Bisher ist die mit 24 Jahren gestorbene französische Heilige Therese von Lisieux eine der wenigen Frauen und auch die jüngste Kirchenlehrerin.

"Intensives mystisches Leben"

Der aus Rom stammenden Antonietta Meo war mit fünfeinhalb Jahren ein Bein amputiert worden, nachdem bei ihr ein Knochentumor entdeckt worden war. Nach Darstellung des Vatikan bewahrte das Kind trotz seiner schweren Krebserkrankungrank ein fröhliches, heiteres Wesen und zudem "ein intensives mystisches Leben".

Die Vatikan-Rundfunkstation Radio Vatikan zitierte folgende Passage aus einem "an das Jesuskind" adressierten Brief des Mädchens: "Liebes Jesuskind, du bist heilig, du bist gut, tu mir den Gefallen und gib mir mein Bein zurück. Wenn du das nicht willst, dann möge dein Wille geschehen." Im Dezember 2007 hatte Papst Benedikt XVI. grünes Licht für Nennolinas Seligsprechung gegeben. (APA/Ag.)