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Foto: APA/dpa/Deutsches Krebsforschungszentrum

Eine Infektion mit dem HP-Virus, der für 99,7 Prozent aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich gemacht wird, könne durch Impfungen verhindert werden, betonten die ExpertInnen. Umfragen würden Wissensdefizite zeigen, die bei vielen Frauen für Angst und Panik sorgten.

Auch durch mangelnde Informationen würden jährlich nach wie vor rund 280.000 Frauen weltweit an dem Krebsleiden sterben. Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die zweithäufigste Todesursache bei Frauen, pro Jahr wird rund 500.000 Frauen die Diagnose verkündet.

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Nizza - Dass viele Frauen kaum über Gebärmutterhalskrebs und den Karzinome verursachenden HPV (Human Papilloma Virus) Bescheid wissen, lautete das Fazit einer Konferenz der europäischen Forschungseinrichtung EUROGIN (EUropean Research Organization on Genital Infection and Neoplasia) am Dienstag in Nizza. Bessere Aufklärungen und Information seien in EU-Ländern dringend notwendig.

"Seltsame" österreichische Prävention

Hervorgehoben wurde bei der Konferenz vor allem die zweigleisige Prävention durch Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen gegen das HPV-Virus. Die derzeitige Situation in Österreich, welches eine Immunisierung zwar empfehle, aber nicht finanziere sei "seltsam", sagte der italienische Mediziner Paolo Bonanni vom Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) am Rande der Veranstaltung. "Es ist wichtig auch für das zu zahlen, was empfohlen wird." Klar sei aber auch, dass eine Impfung die Untersuchungen nicht ersetzen könne.

Bis auf Finnland und die Alpenrepublik hätten alle westeuropäischen Länder die HPV-Impfung mittlerweile empfohlen und eine Finanzierung gestartet bzw. würden eine solche planen, erklärte Bonanni. Finnland wolle wegen seiner überdurchschnittlich guten Screening-Ergebnisse derzeit kein Geld in weitere Präventionsmaßnahmen stecken. Für Österreich gilt dieses Argument nicht: Nur 30 Prozent der Frauen gehen zu regelmäßigen Kontrollen bei GynäkologInnen.

Zahl der Abstriche sinkt nicht durch Immunisierung

Die Befürchtung, dass bei einer flächendeckenden Impfung weniger Frauen zu Vorsorgeuntersuchungen gehen würden, sei nicht belegbar, betonte der Mediziner. Studien - zum Beispiel in Australien - würden vielmehr zeigen, dass das Bewusstsein durch HPV-Immunisierungen erhöht werde und die Zahl der Voruntersuchungen dadurch steige.

Das Argument, der Impfstoff sei zu teuer, ist laut Bonanni ebenfalls nicht schlafkräftig. Der derzeitige Preis von 600 Euro für alle drei Teilimpfungen würde durch eine Groß-Bestellungen über den Staat massiv gesenkt werden. Dies sei auch in Italien der Fall gewesen. Dort werden alle zwölfjährigen Mädchen flächendeckend gegen HPV immunisiert, weil die Vakzine vor den ersten sexuellen Kontakten am wirksamsten gilt.

Impfung auch bei älteren Frauen

Laut ersten Untersuchungsergebnissen soll die Impfung aber nicht nur bei Mädchen und jungen Frauen, sondern auch bei älteren hoch wirksam sein. Der Impfstoff Gardasil habe gegen Krebsvorstufen bei den 24- bis 45-Jährigen eine Wirksamkeit von 92 Prozent, hieß es am Donnerstag im Rahmen der Konferenz bei einer Diskussion mit US-Wissenschafterin Nubia Munoz. Der Vierfachimpfstoff Gardasil wirkt laut diesen ersten Untersuchungsergebnissen bei älteren Frauen gegen die HPV-Stämme 6, 11, 16 und 18 fast genauso gut wie bei jüngeren Frauen.

Keine einfache Lösung

Verglichen mit anderen Staaten gehöre Österreich in Punkto Vorsorge weder zu den schlechteren, noch zu den besseren, erklärte Gunta Lazdane von der WHO. Die derzeitigen Bemühungen, Untersuchungen bei GynäkologInnen zu verbessern, seien nicht schlecht. "Vielleicht ist es ein erster Schritt", betonte sie. Die größten Probleme in Europa gebe es derzeit in östlichen Ländern wie Rumänien. "Es gibt keine einfache Lösung, wenn es um Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs geht", betonte Philippe Brunet, Kabinettschef des EU-Kommissariats für Gesundheit, bei der Konferenz. Die Impfung sei kein Ersatz für regelmäßige gynäkologische Kontrollen, diese müssten neben der HPV-Immunisierung weiter forciert werden.

Aufnahme in den Impfplan Priorität

In Österreich setzt sich seit 2007 die Initiative www.gebaermutterhalskrebs.at unter der Federführung von Schauspielerin Katharina Stemberger für eine bessere Aufklärung und die staatliche Finanzierung der HPV-Impfung ein. Derzeit wird die 600 Euro teure Immunisierung zwar im Impfplan empfohlen, allerdings nicht von öffentlicher Hand finanziert. 

75 Prozent der Bevölkerung werden mit HPV infiziert. Pro Jahr führt dies bei 6.000 Frauen zu Krebsvorstufen, die mittels Konisation operativ aus der Gebärmutter herausgeschnitten werden müssen. Dies sei bei weitem keine Kleinigkeit, sonder laut dem AKH-Mediziner Wolfgang Maurer eine innere "Genitalverstümmelung". Stemberger setzte einen Vergleich: Müssten Männer einen Teil ihres Penis entfernen lassen, würde es einen riesen Aufschrei geben.

Trotz der Gefahr von Frühgeburten nach dem Eingriff und möglichen Neuinfektionen, wurde die Impfung in Österreich bisher nicht in den Impfplan aufgenommen, kritisierte Stemberger. "Viele Frauen müssen mehrere Konisationen durchführen, sich die Gebärmutter ganz entfernen lassen und schaffen es doch nicht."

Österreicherinnen "bisschen besser" aufgeklärt

Ziel der Initiative sei daher vor allem eine bessere Aufklärung. Viele Frauen wüssten nicht einmal, warum sie regelmäßig einen Gynäkologen, eine Gynäkologin besuchen sollten oder das Gebärmutterhalskrebs durch einen Virus hervorgerufen werde. In Spanien wissen laut EUROGIN nur zehn Prozent der Frauen über HPV Bescheid. "Es ist bei uns nur ein bisschen besser", meinte Stemberger über Österreich.

Hautkontakt genügt

Nicht bekannt sein dürfte auch die Tatsache, dass Kondome nur bedingt vor der sexuellen Übertragung des Virus schützen. Bereits Hautkontakt genügt für eine Infektion. Neben Aufklärung ist laut Stemberger auch das Schließen der Informationslücke nach einem schlechten Abstrich-Befund  wichtig. GynäkologInnen hätten nur bedingt Zeit für Erklärung, erarbeitet werde daher gerade ein Infopaket mit Kontaktdaten zu Fachleuten, so die Schauspielerin. Dieses soll künftig bei den ÄrztInnen aufliegen, zusätzlich veranstaltete die Initiative einmal im Monat Info-Treffen mit ExpertInnen. (APA)