Der Finanzausschuss des ORF-Stiftungsrats hat am Mittwoch eine Empfehlung für eine Auslandsinvestition der ORF-Sendetechniktochter ORS in Bulgarien abgegeben. Mit einer Enthaltung stimmten die Stiftungsräte im Ausschuss dafür, dass sich die ORS im Bietverfahren um das bulgarische Sendernetz für Radio und Fernsehen bewerben soll. Die Empfehlung soll in der Sondersitzung des Stiftungsrats ab 14.00 Uhr vom Plenum abgesegnet werden.

Eigentliches Thema war am Küniglberg allerdings die Verschlechterung des ORF-Jahresergebnisses auf minus 100 Millionen Euro - trotz 30 Millionen Euro Gebührenerhöhung im laufenden Jahr. Die Meinung, dass dies "zur Gänze auf die internationale Finanzkrise zurückzuführen ist", wie ORF-Chef Alexander Wrabetz in seinem Informationsschreiben an die Stiftungsräte betonte, teilten nicht alle Räte. Beinahe unisono forderten sie vor der Sitzung von der ORF-Geschäftsführung ein Strukturkonzept und eine detaillierte Darlegung der Finanzlage und der geplanten Gegenmaßnahmen.

Als außerordentlichen Tagesordnungspunkt gab Wrabetz den Stiftungsräten einen Bericht zur aktuellen ORF-Bilanz. Informationen zur Finanzvorschau 2009, die spätestens am Samstag an die Gremiumsmitglieder verschickt werden muss, gab es am Mittwoch noch nicht.

Verschiedene Medien spekulierten im Zusammenhang mit den Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP unterdessen über ein eventuell bevorstehendes Köpferollen in der ORF-Geschäftsführung. Sollte es zu Personalrochaden auf Direktoriumsebene kommen, müsste der Generaldirektor im Stiftungsrat einen Abwahlantrag stellen. ORF-Chef Wrabetz dementierte jedoch ein solches Ansinnen, Stiftungsräte wollten sich zu diesem Szenario nicht äußern. Eine andere Variante wäre die Novellierung des ORF-Gesetzes und eine Neuausschreibung des ORF-Direktoriums. Dies würde allerdings mehrere Monate in Anspruch nehmen.

Dem Vernehmen nach gibt es im Rahmen der Regierungsverhandlungen diverse Wünsche für Personalrochaden an der ORF-Spitze. Laut dürfte der Ruf nach einem ORF-Generalsekretär sein, der könnte - sollte Wrabetz im Amt bleiben - aus ÖVP-Reihen kommen, war unter Stiftungsräten zu hören. Auf höchster Verhandlungsebenen ORF-Personalia indes noch nicht besprochen worden sein. (APA)