Salzburg - Mit dem Motto "Das Spiel der Mächtigen" präsentierten am Mittwoch die Salzburger Festspiele ihren Spielplan für 2009. Inhaltlich wollen die Mächtigen der Festspiele dieses doppeldeutige Motto mit Kunst füllen, in der eben dieses Spiel der Mächtigen zentrales Thema ist. So hat Intendant und Opern-Chef Jürgen Flimm das Riesenwerk von Luigi Nono "Al Gran Sole Carico D'Amore" als Haupt-Produktion präsentiert und neben Händels "Theodora", Mozarts "Cosi fan Tutte", Rossinis "Moise et Pharaon" und Beethovens "Fidelio" gestellt.

Ingo Metzmacher und die Wiener Philharmoniker werden Nonos Oper in der Felsenreitschule musikalisch gestalten, Katie Mitchell ist für die Regie verantwortlich. Die maßgeblichen Interpreten von "Theodora" im Großen Festspielhaus heißen Ivor Bolton, das Mozarteum Orchester und Regisseur Christof Loy. Von diesem Team stammt übrigens auch die 2009 wieder aufgenommene "Armida" von Haydn aus dem Jahr 2007. Regisseur Claus Guth wird ebenfalls mit zwei Produktionen vertreten sein. Erstens mit einer neuen "Cosi fan Tutte" im Haus für Mozart, Adam Fischer wird die Philharmoniker dirigieren. Mit dieser Produktion wird Guth seinen Da Ponte-Zyklus vervollständigen. Zweitens soll der alte "Figaro" aus dem Jahr 2006 im Haus für Mozart wieder aufgenommen werden.

Flimm inszeniert doch

Im Großen Festspielhaus wird es darüber hinaus eine Gioachino-Rossini-Oper geben und zwar "Moise et Pharaon". Dieses Werk wird von Flimm - trotz dessen früherer Ankündigungen, in der eigenen Intendanz eher nicht Regie führen zu wollen - selbst in Szene gesetzt. Bei dieser Oper wird Flimm von den Philharmonikern unter Riccardo Muti unterstützt. Komplettiert wird das Opern-Programm mit Beethovens "Fidelio" mit dem West-Eastern Divan Orchestra. Daniel Barenboim wird diese konzertante Aufführung im Großen Festspielhaus leiten.

"Weg mit den Waffen, die Schwachen sollen umgürtet sein mit Stärke" - mit diesem Zitat versuchte Flimm an Giorgio Strehlers "Das Spiel der Mächtigen", zwei Shakespeare-Produktionen des Jahres 1973, anzuknüpfen. Und Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der auch im kommenden Jahr von fünf Weltkonzernen mitfinanzierten Festspiele, betonte, dass "die einzig atembare Luft die der Menschenliebe" sei.

Auch im Schauspiel ist das Motto vom "Spiel der Mächtigen" inhaltlicher Leitfaden. Schauspiel-Chef Thomas Oberender bringt neben dem unvermeidlichen und 2009 nur in zwei Rollen veränderten Christian Stückl-"Jedermann" einen Klassiker von Euripides ins Landestheater - und zwar die von Goethe als die beste Tragödie der Antike bezeichneten "Bakchen". Jürgen Gosch soll inszenieren, und Oberender hofft auf "eine Stabilisierung der Gesundheit" des Regisseurs.

Handke über Beckett

Friedrich Hebbels "Judith" soll von Sebastian Nübling für die Pernerinsel in Szene gesetzt werden; dieses Stück wird mit Schauspiel und Staatsoper Stuttgart koproduziert. Erstmals in deutscher Sprache wird Peter Handkes "Bis dass der Tag euch scheidet oder Eine Frage des Lichts" zu sehen sein. Handke hat sich darin mit Samuel Becketts "Das letzte Band" auseinandergesetzt. Becketts Stück wird gemeinsam mit Handkes Beckett-Reflexion für eine Schauspielerin (Nina Kunzendorf) im Landestheater zu sehen sein und zwar in der Regie von Jossi Wieler.

Der "Young Directors Project"-Gewinner des Jahres 2003, Alvis Hermanis, wird sein Stück ohne Worte mit dem Titel "The Sound of Silence" als zweite große Produktion auf der Halleiner Pernerinsel präsentieren. Dieses "Konzert, das nie stattgefunden hat" ist eine Art Geschichten-Sammlung über Menschen am Rande, die sich an der Musik von Simon & Garfunkel orientiert. Oberender sieht darin eine Arbeit über Gnade: "Schließlich ist die Macht eine rein imaginäre und nicht objektive Realität. Außer die Gewalt verhilft ihr dazu."

Andrea Breths "Verbrechen und Strafe" aus dem Jahr 2008 wird auch 2009 zu sehen sein, und für das Young Directors Project hat Oberender wie üblich vier Gruppen eingeladen. Aus New York kommt "Welcome to Nowhere" von Kenneth Collins, und aus dem Schauspielhaus Graz wird "Alice" nach Lewis Carroll zu sehen sein. "Die Welt ist groß und überall lauert Rettung" heißt ein Stück von Ilija Trojanow, das Jette Steckel aus dem Thalia Theater Hamburg ins Republic bringen wird, und Dries Verhoeven zeigt sein eigenes Stück mit dem Titel "You Are Here" in deutscher Sprache auf der Pernerinsel.

Der "Dichter zu Gast" heißt 2009 Daniel Kehlmann. Er soll nicht nur aus eigenen und bisher nicht veröffentlichten Werken lesen, sondern hat eine Programmreihe kreativ mitgestaltet, wie Oberender erläuterte. So wird es szenische Lesungen, Autorengespräche, einen Nestroy-Schlagabtausch mit Walter Schmidinger und vor allem eine Show mit dem "Weltmeister der Kartentricks", dem Zauberer Juan Tamirez, geben. (APA)