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Genetisch veränderter Mais der Sort NK603xMon810 senkt - zumindest bei Mäusen - die Fruchtbarkeit und das Geburtsgewicht der Nachkommen.

Foto: AP/Michael Probs

Wien - Gentechnisch veränderter Mais senkt die Fruchtbarkeit von Mäusen und das Geburtsgewicht der Nachkommen. So lautet das Ergebnis einer an der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführten Langzeitstudie, die von der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, am Dienstag präsentiert wurde. Umweltorganisationen und Politiker forderten daraufhin ein Verbot von Genmais, warfen der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit Inkompetenz vor drängten auf die Forcierung kritischer Forschung.

Es handle sich um eine Einzelfallprüfung, deren Ergebnisse keinesfalls direkt auf den Menschen übertragen werden können, beruhigte die AGES. Ob ähnliche Befunde für andere Tiere zu erwarten seien, müsse in entsprechenden Ansätzen untersucht werden. Eine Absicherung dieser vorläufigen Ergebnisse ist durch weitere Studien dringend erforderlich, meinte Studienautor Jürgen Zentek in einer Presseaussendung.

Gift gegen Schädlinge

Ziel der Studie war, mögliche Effekte des GVO-Mais NK603xMon810 in Langzeitfütterungsversuchen über mehrere Generationen auf Mäuse zu untersuchen. Angaben von Greenpeace und Global 2000 zufolge, soll dieser Mais gegen Unkrautvernichtungsmittel beständig sein und selbst Gift gegen Schädlinge produzieren. In einem 20-wöchigen Fütterungsversuch sei festgestellt worden, dass bereits ab dem dritten Wurf weniger und schwächlichere Junge zu Welt kamen.

"Wir sehen physiologische Auswirkungen durch Gentech-Futtermittel, die die Biotech-Industrie immer geleugnet hat", erklärte Jens Karg von Global 2000 in einer Aussendung, "ein sofortiges Verbot der Verwendung des Gentech-Mais MON810 ist in Österreich das Gebot der Stunde.

Greenpeace wies in einer Aussendung darauf hin, dass die EFSA Grünes Licht für die Zulassung der Maissorte gab, nachdem sie zu dem Schluss gekommen sei, es sei "unwahrscheinlich, dass NK603xMON810-Mais die Gesundheit von Menschen und Tieren negativ beeinflusst". Die Organisation wirft der Behörde grobe Fahrlässigkeit vor, da sie auf Daten des Antragstellers vertraut und keine eigenen Langzeitstudien durchgeführt habe.

Politik sieht "massiven Bedenken" bestätigt

SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr sieht die "massiven Bedenken" gegenüber Gentechnik in der Landwirtschaft und in Nahrungsmitteln durch die Studie nachdrücklich bestätigt. Ihrer Ansicht nach ist es notwendig, gentechnik-kritische Forschung zu forcieren.

"Es ist Zeit aufzuwachen und die Regeln des Zulassungsverfahrens neu zu überdenken", forderte der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober. Denn hier liege "ein systematisches Versagen" vor, da die EFSA seit Jahren entsprechende Ergebnisse ignoriere oder einseitig auf die Studien der Antragsteller setze. Er verlangt unter anderem einen sofortigen EU-weiten Zulassungsstopp für gentechnisch veränderte Pflanzen und das vorläufige Einfrieren bestehender Zulassungen.

Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, forderte: "Die bisherige Einschätzung der Grünen, dass die gentechnikfreie Fütterung zu einem Grundstandard in der österreichischen Lebensmittelwirtschaft werden muss, erhält durch diese Studie starken Rückenwind."

EU-Kommission fordert Studie an

Die EU-Kommission hat Österreich ersucht, ihr die Studie zur Verfügung zu stellen. Eine Sprecherin von EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou sagte am Mittwoch, die Kommission wolle die Studie anschließend der EU-Agentur für Lebensmittelsicherheit zur Begutachtung weiterleiten.

Greenpeace verwies indessen in einer Aussendung auf eine Studie aus 2004, die bereits Fruchtbarkeitsprobleme gezeigt habe. Die Umweltorganisation forderte einen sofortigen EU-weiten Zulassungsstopp für GVO. Die Verantwortlichen bei der EFSA müssten umgehend zurücktreten und bereits zugelassene Gentech-Pflanzen zurückgerufen werden. (APA/red)