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Bernhard Felderer

Foto: APA/Gindl

Wien - Nach Ansicht von IHS-Chef Bernhard Felderer beruhigt sich die Finanzkrise bereits spürbar, doch steht der Realwirtschaft in Europa eine Rezession bevor. Bereits 2010 könnte es aber schon wieder aufwärts gehen und zwischen ein und zwei Prozent Wachstum am Kontinent geben. "Wenn Westeuropa keine stärkeren Probleme bekommt, wird 2010 ein Jahr der Wende sein, und wir werden in einem normales Fahrwasser kommen", meinte Felderer am Montagabend im Zigarren-Klub in Wien.

Dass sich die Aktienkurse beruhigt hätten und nicht mehr weiter sinken, sei ein gutes Zeichen. "Die Krise wird nicht mehrere Jahre dauern. In eineinhalb Jahren werden wir von der Krise gar nicht mehr reden", meinte der Leiter des Instituts für Höhere Studien. Allerdings sei derzeit das Vertrauen zwischen den Banken - trotz der Hilfspakete quer über Europa - bisher nur in Einzelfällen wieder hergestellt.

Österreich rutscht nicht ins Minus

Österreichs Wachstum werde sich vorerst im positiven Terrain halten können und nicht ins Minus abrutschen. Über zwei Quartale sei aber zunächst mit nur null bis 0,7 Prozent BIP-Plus zu rechnen. Der Schlüssel für die weitere Entwicklung sei "Osteuropa", das Österreich hier ein besonders hohes Exposure aufweise. In Europa könnte sich das Wachstum bereits im 2. Halbjahr 2009 wieder beschleunigen und ein Aufschwung einsetzen.

Für die Rohstoffpreise erwartet Felderer einen weiteren Rückgang und erst mit dem nächsten Konjunkturaufschwung wieder einen Anstieg. Auch die sehr prozyklischen Stahlpreise seien noch gar nicht richtig gefallen; dies werde aber noch der Fall sein, auch die Produktion werde dann entsprechend gedrosselt. Bereits im 2. Quartal habe in den meisten Industriezweigen eine Drosselung der Investitionen eingesetzt, im 3. Quartal seien sie regelrecht im Keller gewesen. Spätestens im 3. Quartal habe die Krise auch die privaten Verbraucher erfasst mit entsprechender Zurückhaltung bei langlebigen Gütern.

Ölpreis wird weiter sinken

Der US-Dollar wird sich wieder erholen, sobald sich die Konjunktur erholt, nimmt der IHS-Chef an: "Die Annahme, dass der Dollar wieder fällt, ist falsch." Zudem gebe es die - im übrigen noch gar nicht restlos geklärte, aber doch auffällige - Korrelation zwischen steigendem Dollar und sinkendem Ölpreis bzw. umgekehrt. Der Ölpreis habe noch nicht seinen Tiefpunkt erreicht: "Ich gehe Wetten ein, dass er noch unter 60 Dollar sinkt." Dies werde der Konjunktur helfen.

Für Europas Wirtschaft wäre es gut, wenn der Euro noch etwas gegenüber dem Dollar nachgibt. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde, nach der jüngsten Senkung auf 3,25 Prozent, den Leitzins noch vor Weihnachten noch mal senken - um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent, erwartet Felderer. (APA)