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Die Aussichten für die Kreditkartenfirma American Express sind düster, jetzt will man sich als Bank Hilfe holen.

Foto: AP/Lenninhan

Washington - Der angeschlagene Kreditkartenriese American Express (Amex) hat die Flucht nach vorne angetreten und wird zu einer Geschäftsbank. Die US-Notenbank Fed habe Amex die Zulassung als Bank bereits erteilt, gab das durch die Finanzkrise und säumige Schuldner in die Bredouille geratene Unternehmen bekannt.

Der viertgrößte US-Kreditkartenkonzern hofft mit diesem Schritt Zugang zu besseren Kreditkonditionen und zum 700 Milliarden Dollar (552 Mrd. Euro) schweren Banken-Rettungspaket der US-Regierung zu bekommen. "Angesichts der anhaltenden Schwankungen an den Finanzmärkten wollen wir in einer guten Position sein, um von den verschiedenen staatlichen Programmen zu profitieren", erklärte Firmenchef Kenneth Chenault. "Unter der Aufsicht der Fed sollten wir besseren Zugang zum zur Verfügung stehenden Kapital haben."

Amex leidet massiv unter den rasant steigenden Zahlungsausfällen bei Kreditkartenschuldnern in den USA. Die Ausfallrate hat sich im dritten Quartal binnen Jahresfrist fast verdoppelt. Kreditkartenschulden gelten als das nächste große Risiko für die globalen Finanzmärkte nach den faulen Hausdarlehen, die Auslöser der aktuellen Finanzkrise waren.

Amex hat Ende Oktober nach einem Gewinneinbruch die Streichung von rund zehn Prozent der 70.000 Stellen angekündigt. Der Amex-Aktienkurs hat sich in den vergangenen zwölf Monaten auf rund 24 Dollar mehr als halbiert.

Den Konzern treffen die Zahlungsausfälle bei Kreditkarten besonders, weil er die Darlehen selbst vergibt und zunächst in den eigenen Büchern hat. Bei Branchenführer Visa und der Nummer zwei, Mastercard, tragen dieses Risiko hingegen die Mitgliedsbanken, die die Kreditkarten ausgeben.

Als Bank kann Amex künftig nicht nur leichter Hilfen aus dem US-Rettungspaket erhalten und sich wie andere Institute dauerhaft über die US-Notenbank Fed Geld leihen, sondern auch die Geschäftsbasis durch Girokonten und andere Kundeneinlagen ausbauen. Dieser Weg gilt als stabile Einnahmequelle. Im September hatten aus diesen Gründen auch die zuvor reinen Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley den Status einer Bankholding angenommen. Bei Amex sei der Wandel zu einer Bankholding aber kein Strategiewechsel, sagte Chenault. Das Kerngeschäft blieben Zahlungssysteme. (Reuters, dpa, DER STANDARD, Printausgabe, 12.11.2008)