Wien - Der Ignaz L. Lieben-Preis wird heuer dem ungarischen Systembiologen Csaba Pál verliehen. Die älteste Auszeichnung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist heuer mit 36.000 Dollar (28.222 Euro) dotiert. Der zum zweiten Mal vergebene und mit 18.000 Dollar ausgestattete Bader-Preis geht an Leonhard Stadler für seine Dissertation zum Kaisersaal des Stiftes Kremsmünster, die er am Institut für Kunstgeschichte der Uni Wien durchführt. Die Preisverleihungen finden am Mittwoch (12. November) in der ÖAW in Wien statt, teilte die Akademie am Montag in einer Aussendung mit.

Das Forschungsinteresse von Pal gilt dem Verständnis der Organisation und Entwicklung von Genomen und molekularen Netzwerken am Beispiel von einzelligen Organismen wie S. cerevisiae oder E. coli. Mit Hilfe von Modellen von metabolischen Netzwerken versucht er die Auswirkung von Störungen auf der Ebene des Genoms vorherzusagen. Der Vergleich der Ergebnisse der Computer-Simulationen mit den Resultaten von Laborexperimenten soll zeigen, wie die negativen Auswirkungen bei der Einnahme von Medikamenten oder von Gendefekten verringert werden können. Pál studierte Molekularbiologie und Genetik an der Eötvös Lorand Universität Budapest. Die Zuerkennung eines "Starting Grant" vom Europäischen Forschungsrat (ERC) ermöglichte ihm heuer die Rückkehr nach Ungarn und den Aufbau seiner Arbeitsgruppe "Evolutionary Systems Biology" am Biological Research Center der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Szeged.

Der Preis

Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde erstmals 1863 gestiftet und nach dem verstorbenen Gründer des Bankhauses Lieben benannt, er musste 1937 wegen Verfolgung der Stifterfamilie eingestellt werden. Die finanzielle Unterstützung von Isabel und Alfred Bader, selbst ein von den Nationalsozialisten aus Österreich Vertriebener, hat es ermöglicht, den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 wieder neu auszuschreiben. Der Preis wird an junge Wissenschaftler aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik verliehen. Der Bader-Preis für Kunstgeschichte - benannt nach seinen Stiftern Alfred und Isabel Bader - wird an junge, hoch qualifizierte Dissertanten aus Österreich vergeben, die sich im In- und Ausland mit Forschungsfragen von Malerei und Zeichnung zwischen 1600 und 1750 beschäftigen.

Der vom der Marianne Ringler Forschungsförderungsverein vergebene "Marianne-Ringler-Preis für Forschung in der Psychotherapie" wird heuer für ein Projekt der Salzburger Sexualberatungsstelle vergeben. Es befasst sich mit dem Delikt Kinderpornografie im Internet und zielt auf die Erarbeitung von Standards für die Beratung ab. Die wissenschaftliche Studie wird mit 3.000 Euro gefördert, teilte der Forschungsförderungsverein am Montag mit. Mit einem Preisgeld von 2.000 Euro zweitgereiht ist ein Projekt von Diana Braakmann und Omar Gelo von der Sigmund Freud Universität Wien über die "wissenschaftliche Analyse psychotherapeutischen Erfolgs".  (APA)