Edgar Kummer und Sohn Philipp

Foto: STANDARD/ Kummer

Dass in Wien manche die Nase rümpfen, weil ein Steirer künftig mit der Eröffnungspolonaise am Wiener Opernball betraut wird, kostet ihm selbst, Edgar Kummer, nur ein müdes Lächeln: "Nein, bitte, wir sind hier in Graz die Welthauptstadt der Polonaise". Fast scheint Kummer ein bisschen Mitleid mit den Wienern zu haben, wenn er erzählt, wie seine Mutter, die 2002 verstorbene Erika Kummer, "in den 60er-Jahren die Polonaiselandschaft vollkommen revolutioniert hat".

Davor ist man nur auf und ab marschiert

Alle österreichischen Kollegen hätten sich von der ehemaligen Tanzschulchefin, die jahrzehntelang Grazer Bürgerskindern das Tanzen beibrachte, inspirieren lassen: "Meine Mutter hat mit der zweigeteilten Polonaise mit Salsa und Cha-Cha-Cha angefangen. Davor ist man ja nur auf und ab marschiert." 1984 wurde Kummer auch als bisher einziger Frau die Ehre zuteil, die Debütanten als Tanzmeisterin am Opernball in den Saal zu führen.

Mobile Tanzschule

Doch das war lange, nachdem ihr Mann Julius Kummer, ein Turniertänzer, 1947 die renommierte Tanzschule am Grazer Hilmteich im sogenannten Schweizerhaus eröffnet hatte. Julius Kummer begann auch "mit einem Fahrrad und einem Grammophon" die steirischen Bezirke abzufahren. Die mobile Tanzschule führt heute Edgar Kummer, 55, mit seinem 27-jährigen Sohn Philipp. Es gibt fast keinen steirischen Ort, wo die Kummers nicht Kurse gehalten haben. Das Schweizerhaus in Graz wird heute von Edgars Schwester Daniela geführt.

Ball ein bisschen "entstauben"

Dass er für den Opernball vorgesehen war, ahnte Kummer schon im Vorjahr, als ihn Desirée Treichl-Stürgkh bat, sich hinter den Kulissen des Balls umzusehen. Nun will er gemeinsam mit Philipp, der wie er in Deutschland ausgebildet wurde und sich auf Hip Hop spezialisiert hat, den Ball "ein bisschen entstauben". Hip Hop in der Staatsoper? "Nein, noch nicht, sicher nicht so lange Herr Holender im Haus ist", beruhigt Kummer, "es wird niemand in Ohnmacht fallen".

Kollege Thomas Schäfer-Elmayer

Für seinen Vorgänger Thomas Schäfer-Elmayer hat er milde Worte: "Er ist ein guter Kollege und wirklich eine Fachkraft in Sachen Benimm." Für die Choreographie am Opernball seien aber andere zuständig gewesen. Und: "Den 'Krocha' hätte er nicht geben müssen", meint Kummer zum Auftritt Schäfer-Elmayers bei "Dancing Stars", wo dieser versuchte, die besagte Jugendkultur zu imitieren.


Kummer ist "seit 27 Jahren glücklich mit der selben Frau verheiratet": Isabella kam als Siebtklässlerin in seinen Tanzkurs - und ist auch im Familienunternehmen tätig. (Colette M. Schmidt, DER Printausgabe 10.11.2008)