Graz - In Graz gibt es einen Drogen-Skandal: Die Sonderkommission (Soko) hat einen 55 Jahre alten Geschäftsmann festgenommen, der über Jahre hinweg Frauen und minderjährige Mädchen mit Suchtgift gefügig und dann missbraucht hat.

"Praktisch in jedem Zimmer war eine Kamera"

Ebenso erschreckend sind allerdings die Umstände, unter denen sich das alles abgespielt hat: Bei einer Hausdurchsuchung wurden mehrere hundert Videobänder, Disketten und Festplatten mit Aufnahmen der Opfer gefunden. "Praktisch in allen Zimmern waren Kameras montiert, mindestens eine pro Raum, sogar am WC", sagte ein Soko-Sprecher. Es besteht der Verdacht, dass der nach außen hin seriös auftretende Mann die Bilder auch weiterverkauft haben könnte.

Aufgedeckt

Ins Rollen brachte den Fall ein heute 16 Jahre altes Mädchen, das vor zwei Jahren, vielleicht aber auch schon Ende der neunziger Jahre, von dem 55-Jährigen unter Drogeneinfluss missbraucht wurde. Das Mädchen konnte offenbar mit dieser Tragödie nicht mehr allein fertig werden und ging zu einer öffentlichen Stelle.

In Lokalen angeprochen

Die Frauen, die der Geschäftsmann zuvor meist in Lokalen angesprochen hatte, wussten nichts davon, dass sie unter Kokain-Einfluss und beim anschließenden sexuellen Missbrauch gefilmt wurden. Von den Behörden wurden insgesamt 135 Videobänder, 200 Disketten und Festplatten sichergestellt.

Opferzahl noch unklar

Die derzeit bekannten Details sind vermutlich nur die Spitze eines Eisberges: "Wir haben bis jetzt nur einen Bruchteil des Materials sichten können", so der Behörden-Sprecher. Es sei vorerst unklar, wie viele Opfer tatsächlich involviert sind. "Die meisten sind aus allen Wolken gefallen, als wir sie damit konfrontiert haben", hieß es. Ermittelt wird, ob die Bänder zum Verkauf etwa über Internet angeboten wurden.

Auf Grund der erdrückenden Beweislage war der Geschäftsmann, der in Graz einen bekannten Namen haben soll, geständig. Er selbst hat hin und wieder selbst Kokain konsumiert, um wiederum seine Opfer dazu zu animieren, soll aber nicht süchtig sein. Ein Dreiviertel Kilogramm Kokain konnte dem Mann nachgewiesen werden. Zur Beschaffung engagierte der 55-Jährige Jugendliche für Kurierdienste.

Der 55-Jährige wurde bereits in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert. Das Mädchen, das die Affäre aufgedeckt hat, steht mittlerweile in psychiatrischer Behandlung. (APA)