Bild nicht mehr verfügbar.

Sind die Märkte instabil - die Software sollte es nicht sein. Die Deutsche Börse setzt daher automatische Softwaretests aus dem Danube Valley ein.

Foto: APA

Ohne Computer und Software geht heute fast nichts mehr - aber mit manchmal auch nicht. Spielen Ampeln verrückt, fallen Telefonnetze aus, kommt es bei der Umstellung auf terrestrisches Fernsehen zu gröberen Problemen, lautet meist der Grund dafür: Softwarefehler. Auch bei sorgfältigster Programmierung lassen sich angesichts von Hunderttausenden an Programmierzeilen Fehler bei Software nicht vermeiden. Umso wichtiger sind Softwaretests, damit die Programme in der Praxis dann möglichst wie am Schnürchen laufen. Ein Großteil dieser Tests wird heute noch "manuell" ausgeführt. Die Tester müssen sich dabei Schritt für Schritt durch die Applikation durchklicken.

"Eine mühsame Angelegenheit"

"Eine mühsame und aufwändige Angelegenheit", sagt Wolfgang Platz, Firmengründer der im "Danube Valley" rund um die Wiener UNO-City ansässigen Tricentis. "Jedes Mal, wenn etwa eine Versicherung ein neues Produkt einführt, sind Änderungen in der Software nötig, es muss gecheckt werden, dass alles durchgängig funktioniert." Im Zuge eines sehr großen IT-Projekts beschäftigte Platz diese Thematik dermaßen, dass er zunächst 2001 eine Firma gründete, die Unternehmen beim professionellen Softwaretesten beriet. Dann kam Tosca. Keine eifersüchtige Primadonna, sondern die Idee zu einem innovativen Programm, mit dem Softwaretests weitgehend automatisiert und vereinfacht werden können. Und das zu einem für Unternehmen attraktiven Preis.

Hohe Kosten wider manuelle Tests

"Es gab zwar schon vorher Software, mit der automatisierte Tests durchgeführt werden konnten, doch war diese von den Kosten oft so hoch, dass es mit manuellen Tests billiger war", sagt Platz. Mittlerweile ist Tosca zum "Exportschlager" des 60 Köpfe zählenden Unternehmens geworden, das seit 2007 unter dem Namen Tricentis firmiert. 140 Kunden setzen Tosca bei sich ein, 70 Prozent davon in Deutschland. Darunter die Deutsche Börse, bei denen Tosca im permanenten Testbetrieb läuft. In Österreich wird das Programm bei zahlreichen Banken und Versicherungen, Telekom- und Industrieunternehmen wie etwa OMV oder EVN eingesetzt. Der Vorteil des Programms: "Tosca agiert wie ein menschlicher Nutzer", sagt Platz. Die Bedienungsanweisungen seien so nahe wie möglich an der normalen Sprache angelehnt, so- dass auch Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse damit umgehen könnten. Da Software nie fehlerfrei ist, segelt die kleine österreichische Tricentis auch in der Finanzkrise auf Expansionskurs und schnappt großen Konkurrenten wie IBM, HP Compuware oder Borland gar manchen Auftrag weg.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 8.11.2008)