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Am Grab einer Frau, die beide liebten: Schenk, Lohner.

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Wien - Zwei alte Männer begegnen einander am Grab einer Frau. Ihrer beider Frau - Halpern (Otto Schenk) war zwar mit ihr verheiratet, doch Johnson (Helmuth Lohner) kannte sie schon als junges Mädchen und pflegte ihr Leben lang eine tiefe, vertrauensvolle Freundschaft.

Halpern & Johnson, so der Titel der Boulevardkomödie des britischen Autors Lionel Goldstein, treffen einander also erst bei Florences Begräbnis und mit unausgewogenen Startpositionen. Denn der Ehemann wusste nichts vom treuen Freund seiner Gattin, dieser kennt den Rivalen umgekehrt aber sehr gut. Herbert Föttinger zeichnet für die Inszenierung der von zahlreichen Missverständnissen geprägten Auseinandersetzung der beiden alten Männer in den Wiener Kammerspielen verantwortlich, Rolf Langenfass spannt mit einem Netz einen Himmel aus bunten Blättern über die mit Herbstlaub bedeckte Bühne.

Die Auseinandersetzung wird durch das Alter, nicht der Darsteller, sondern der Figuren gebremst: "Wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich Sie jetzt grün und blau schlagen!", trompetet da Schenk, der seinen Halpern als einen gelegentlich aufbrausenden, zunächst in seiner Ehre tief gekränkten, später aber zunehmend liebenswürdigen, charmanten Parkbanksitzer anlegt.

Lohners Johnson dagegen ist, obgleich er durch seinen Wissensvorteil das Treffen reguliert, eine beherrschte, immer ein wenig steife, serene Figur, die sich durch die Angriffe, das Schimpfen und Raunzen des Gegenübers in keiner Weise aus der Fassung bringen lässt.

Erst im ruhigeren Gespräch merken die Kontrahenten, dass sie zwar dieselbe Frau meinen, diese aber als zwei unterschiedliche Frauen gekannt haben. Denn während Halpern versichert, sie hätte von Politik keine Ahnung gehabt, besteht Johnson auf deren kluger weltpolitischer Argumentation.

Platituden und Spannungsschwächen der Textvorlage geraten im bravourösen Spiel der beiden ehemaligen Josefstadt-Direktoren zur Gänze in den Hintergrund: Es bleibt der grandiose Auftritt zweier Altmeister. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 08./09.09.2008)