Die iranische Führung überlegte lange, am Donnerstag gab es jedoch eine - seltene - diplomatische Note an die USA, mit Glückwünschen von Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad an den US-Wahlsieger Barack Obama. Die staatlichen Medien hatten am Mittwoch den US-Wahlausgang nur am Rande erwähnt, als Triumph über die Politik von George W. Bush. Der religiöse Führer, Ayatollah Ali Khamenei, der in letzter Zeit bei jeder Gelegenheit die USA kritisiert, hatte bei einer Versammlung der Schriftgelehrten am Mittwoch kein Wort dazu gesagt.

"Man will nicht den Eindruck erwecken, dass die Wahl in den USA direkten Einfluss auf die iranische Innenpolitik hat" , meinte ein Parlamentsabgeordneter im Gespräch mit dem Standard.

Viele junge Iraner und Iranerinnen hingegen hatten per Internet die US-Präsidentschaftswahlen intensiv verfolgt. Klar ausgedrückt wurde der Jubel über die Wahl Obamas in der liberalen Presse. Alle liberalen Zeitungen brachten am Donnerstag auf der ersten Seite Bilder von Obama und schrieben über einen möglichen Wechsel in der US-Außenpolitik. Die Kommentatoren vermieden aber jede Andeutung auf einen möglichen Politikwechsel im Iran selbst. Mit Ironie wurde in diesen Medien an Ahmadi-Nejads Aussage vor kurzem erinnert, als er einen Schwarzen als US-Präsidenten für sehr unwahrscheinlich bezeichnete.

Hinter vorgehaltener Hand wird in Teheran auch von Parlamentariern zugegeben, dass Ahmadi-Nejad nicht derjenige Präsident ist, der den Iran im Falle eines amerikanischen Politikwechsels sinnvoll vertreten könnte. Eine unter Verschluss gehaltene Umfrage zeigt erneut, dass Ahmadi-Nejad ein Rekordtief in der Beliebtheitsskala erreicht hat. Nur 27 Prozent der Befragten wünschen sich eine zweite Amtsperiode. (Amir Loghmany aus Teheran/DER SSTANDARD, Printausgabe, 8.11.2008)