Eine Frau wird in ihrem Haus überfallen. Sie kann entkommen und besorgt sich einen Bodyguard. Deon Meyers neuer Thriller wird aus der Sicht dieses Mannes erzählt: Lemmers Vergangenheit ist alles andere als blütenweiß. Er hat einmal einen Angreifer zu Tode gebracht. Nach vier Jahren im Knast hat er Waffenverbot, muss also statt des Schießeisens seinen Grips benützen. Das hilft nicht recht weiter, denn die Verhältnisse in Südafrika sind speziell. Besonders im Kruger-Nationalpark, wohin sich Lemmer und seine Klientin begeben, um deren verschollenen Bruder wiederzufinden.

Der zweite Anschlag auf die Frau ist recht originell. Man hat eine schwarze Mamba in ihre Suite geworfen und das Reptil ist angriffslustig. Auf der Suche nach dem Bruder seiner Auftraggeberin gerät Lemmer zwischen die Fronten der "Landentwickler", die im Nationalpark so ziemlich alles vom Golfplatz bis zum Hotel bauen wollen, und fanatischer Naturschützer. Die gehen anscheinend recht weit in ihrem Bestreben, die Umwelt zu retten. Aber auch sie mauern, sobald Lemmer mit seiner attraktiven Kundin auftaucht. Den Gesuchten, der etliche Wilderer erschossen haben soll, will niemand gesehen haben. Es ist ein Untergrundkrieg, der mit allen Tricks ausgefochten wird. Meyer, zu Recht hochgepriesener Thrillerautor aus Südafrika, vermag sein Land mit all den Widersprüchen und Brüchen darzustellen. Weißer Schatten gehört zu den aufregendsten Thrillern des Herbstes. (Ingeborg Sperl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 08./09.09.2008)