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Maurice Bavaud

Foto: AP Photo/KEYSTONE/FILMKOLLEKTIV ZUERICH

Bern - Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin hat am Freitag des hingerichteten Hitler-Attentäters Maurice Bavaud gedacht. Am 9. November 1938 hatte der damals 22-jährige Schweizer Bavaud vorgehabt, Hitler in München anlässlich eines Aufmarsches mit einem Revolver zu töten. Wegen der dicht gedrängten Menschenmenge und der großen Distanz konnte er jedoch nicht schießen. Eine Woche später wurde er verhaftet.

Aus heutiger Sicht hätten sich die Schweizer Behörden vor 70 Jahren zu wenig für Bavaud eingesetzt, so Couchepin. In seiner Erklärung schrieb der Bundespräsident, Bavaud habe wohl das Verhängnis, das Adolf Hitler über die ganze Welt gebracht habe, vorausgeahnt und verdiene damit "unsere Erinnerung und Anerkennung".

Rehabilitierung

Mit dieser Verlautbarung erfüllte die Regierung einen Antrag des sozialdemokratischen Abgeordneten Paul Rechsteiner, der aus Anlass des 70. Jahrestages des gescheiterten Attentates eine Erklärung gefordert hatte. Eine eigentliche Rehabilitierung von Maurice Bavaud habe nie stattgefunden, hielt Rechsteiner fest.

Ermittlungen der Schweizer Behörden

Bavaud wurde vom deutschen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 14. Mai 1941 im Gefängnis Berlin-Plötzensee enthauptet. Die Schweiz hatte damals von einer Intervention zur Rettung des Attentäters abgesehen. Aus Dokumenten ging später hervor, dass die Schweizer Behörden Bavaud nicht nur im Stich gelassen, sondern auf Ersuchen der Gestapo bei ehemaligen Studienkollegen des früheren Theologiestudenten sogar gegen ihn ermittelt hatten. Der Urteilsspruch, der Bavauds Verurteilung zum Tod besiegelt hatte, wurde 1956 durch die deutsche Justiz annulliert.

Aufarbeitung der Geschichte

Die Schriftsteller Rolf Hochhuth und Niklaus Meienberg hatten im Buch "Tell38" sowie im Film "Es ist kalt in Brandenburg" in den 80er Jahren auf das Schicksal Bavauds aufmerksam gemacht. Ein "Comité Maurice Bavaud" fordert seit Jahren von der Eidgenossenschaft eine formelle Entschuldigung. Die Regierung räumte 1989 in einem Brief an die Familie Bavaud Unterlassungen der damaligen Behörden ein und drückte ihr Bedauern darüber aus. 1998 unterstrich die Landesregierung, Bavaud verdiene Anerkennung und "einen Platz in unserem Gedächtnis". Die Würdigung Bavauds durch Bundespräsident Couchepin gilt in der Schweiz als weiterer Schritt zur Aufarbeitung ihrer Weltkriegsgeschichte und zur Rehabilitierung von zu Unrecht Verurteilten. (APA/sda)