Die Probleme im Festnetzbereich haben nun massive Konsequenzen. Die Telekom Austria will noch heuer 500 Mitarbeiter nach Hause schicken, bis 2011 sollen bis zu 2500 Stellen gestrichen werden.

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Wien - Im staatsnahen Bereich spielt es sich ziemlich ab. Die AUA ringt um ihr Überleben (siehe auch Artikel), die Post will wie berichtet bis zu 400 Ämter zusperren, und jetzt macht auch noch die Telekom Austria (TA) mit dem geplanten Mitarbeiterabbau ernst. "Die von Betriebsrat und Management entwickelten Sozialpläne werden am Montag bei der Aufsichtsratssitzung unterzeichnet" , erklärte TA-Sprecher Martin Bredl am Freitag. Noch heuer sollen - wie vom STANDARD bereits vor einer Woche berichtet - 500 Festnetzmitarbeiter nach Hause geschickt werden. Bis 2011 sollen laut Bredl insgesamt zwischen 2000 und 2500 Mitarbeiter abgebaut werden.

"Golden Handshakes"

Die Sozialpläne regeln einerseits die Abfertigungen von Angestellten und ehemaligen Vertragsbediensteten. Andererseits soll den Beamten mit "Golden Handshakes" der Abgang schmackhaft gemacht werden. Eine weitere Maßnahme, so Bredl, seien Freistellungen. Mitarbeiter, die den Sozialplan nicht in Anspruch nehmen, werden nach Hause geschickt, bekommen aber weiterhin Teile ihres Gehalts ausbezahlt.

Wie viele Mitarbeiter den Sozialplan in Anspruch nehmen werden, konnte Bredl nicht konkretisieren. Die Telekom wünsche sich aber, dass es "so viele wie möglich" sein werden. Die Kosten für den Personalabbau werden kommenden Mittwoch bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen veröffentlicht.

Empört zeigte sich Betriebsratschef Michael Kolek. Ihm würden wichtige Informationen vorenthalten. "Mit uns redet keiner", sagte Kolek. Er sehe Telekom-Chef Boris Nemsic "öfter in den ORF-Seitenblicken" als bei Gesprächen mit Betriebsräten.

Neben dem Sozialplan werden bei der Aufsichtsratssitzung auch die Bilanzzahlen des dritten Quartals auf der Tagesordnung stehen. Die Privatisierung der TA werde am Montag kein Thema sein, betonte Bredl. Er dementierte auch, dass sich Nemsic kürzlich mit der SPÖ-Spitze getroffen habe, um die skeptischen Politiker umzustimmen.

Absage an Ägypten

Parteichef Werner Faymann hatte erst am Donnerstag betont, dass eine Privatisierung der Telekom - die Staatsholding ÖIAG hält knapp 28 Prozent - kein Thema in den Regierungsverhandlungen sei. Aus dem Umfeld des SP-Chefs ist zu hören, dass die Gespräch mit der ägyptischen Orascom, die Interesse an einer Fusion mit den Österreichern bekundet hatte, im Sand verlaufen seien. Wäre der Deal zustande gekommen, hätte sich der ÖIAG-Anteil an der TA deutlich gesenkt. Am politischen Parkett wird befürchtet, dass der Zusammenschluss mit den Ägyptern das Festnetz-Problem nicht gelöst hätte. Und im Mobilfunk laufe es für den Konzern mit seinen 17.000 Mitarbeitern ohnehin gut, heißt es aus der SPÖ.

Während die Tochter Mobilkom in Südosteuropa stark gewachsen ist, ist die Festnetzsparte seit Jahren ein Sorgenkind. Die Überlegungen reichen hier von einer Kindsweglegung bis hin zu einem staatlichen Heim. Nemsic würde die Festnetzbeschäftigten wie mehrfach berichtet am liebsten der staatlichen Finanzholding ÖIAG umhängen. "Gewinne privatisieren - Verluste sozialisieren", kommentieren dies die Grünen. Blödsinn, so die Replik von Nemsic. Es gehe darum, auf geänderte Rahmenbedingungen einzugehen, durch die Digitalisierung würden eben weniger Mitarbeiter benötigt.

Für das dritte Quartal erwarten Analysten einen Rückgang des Ergebnisses vor Steuern um 15 Prozent auf 186 Mio. Euro. (as, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.11.2008)