Wien - In der Sprache der Schule wäre das wohl ein "Genügend", wenn jemand vier von fünf Aufgaben nicht gelöst hat, und die eine auch "nur in Ansätzen": Der Rechnungshof (RH) kritisiert in einem am Donnerstag vorgelegten Follow-up-Bericht zur Lehrerfortbildung, dass das Bildungsministerium vier von fünf Empfehlungen, die er im Jahr 2006 im Vorläuferbericht ausgesprochen hat, nicht umgesetzt habe.

Besonders nachdrücklich empfehlen die Prüfer, dass das Ministerium künftig ein "bundeseinheitliches jährliches Höchstmaß je Lehrer für die Fortbildung während der Unterrichtszeit" vorgeben solle und Fortbildungsveranstaltungen "grundsätzlich in der unterrichtsfreien Zeit anzubieten" seien.

Im Bericht 2006 wurde kritisiert, dass zu viele Lehrerseminare während der Schulzeit stattfinden. Im AHS- und BHS-Bereich wurde nur ein Viertel der Veranstaltungen in der unterrichtsfreien Zeit während des Schuljahres angeboten, in den Ferien kaum welche. Das Ministerium versprach, die Verlegung in die unterrichtsfreie Zeit weiter intensivieren zu wollen, was „nicht erfolgte", so der RH in seiner neuerlichen Prüfung.

Auch die Evaluierung der Wirkung der Fortbildungen, die Schaffung einheitlicher Qualifikationskriterien für Vortragende und die Dokumentation des Fortbildungsverhaltens der Lehrer seien nicht umgesetzt worden. Einzig bei der Qualitätssicherung der Fortbildungen durch Evaluierungsmethoden habe das Ministerium "erste Schritte" gemacht.

Auf Standard-Anfrage erklärte das Bildungsressort die offenen Reformpunkte damit, dass die RH-Prüfung im Februar 2008 erfolgte, also zu einem Zeitpunkt, wo die neuen Pädagogischen Hochschulen als Fortbildungsanbieter erst vier Monate existierten und mitten in der Aufbauphase waren.

Was sagen die Betroffenen dazu? AHS-Lehrergewerkschaftschefin Eva Scholik kritisiert, "dass es prinzipiell zu wenig Angebote zur Lehrerfortbildung gibt, was zum Großteil an den Finanzen liegt". Daraus folge, dass auch die Qualität der Angebote an den Pädagogischen Hochschulen "nicht wie erwartet funktioniert". Es habe "massive Probleme" gegeben. Online-Anmeldungen hätten nicht funktioniert, Termine wären nicht oder zu spät mitgeteilt worden. Vor allem mehr Fach- und Didaktikseminare sind gefragt.

Bevor eine maximale Fortbildungszeit während der Unterrichtszeit festgeschrieben werde, „muss man klären, ob das organisatorisch überhaupt machbar ist".
Pflichtschullehrergewerkschaftschef Walter Riegler erklärt, dass es für Pflichtschullehrer neben der Untergrenze von 15 Pflichtfortbildungsstunden pro Jahr schon jetzt eine Höchstgrenze für Fortbildung während der Unterrichtszeit gebe: "Maximal acht bis neun Tage im Jahr, großteils mehrtägige Fortbildungen wie Lehrerskikurse, die der Dienstgeber genehmigen muss." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2008)