"Jeder konventionelle Bau ist für uns nur noch Substandard." - Günter Lang, Geschäftsführer der IG Passivhaus Österreich, ließ bei einem Pressetermin vergangene Woche keinen Zweifel daran aufkommen, wie der Baustandard der Zukunft aussehen wird. Schon jetzt stehen 4000 Passivhäuser in Österreich, im Jahr 2010 werde bereits jeder vierte Neubau im Passivhaus-Standard errichtet werden, so Lang.

Bild: Günter Lang, Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Architekt Fritz Öttl (v.l.) am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Das Interesse am Passivhaus nimmt also weiter stark zu. Damit sich interessierte Häuslbauer ein umfassendes Bild von diesem Heizkosten sparenden Baustandard machen können, veranstaltet die IG Passivhaus dieses Wochenende (7.-9 November) zum fünften Mal die "Tage des Passivhauses". 150 Passivhäuser in ganz Österreich laden zur Besichtigung ein, so viele wie noch nie. Außerdem stehen rund 30 Exkursionen auf dem Programm.

Bild: Wohnprojekt Hiessbergergasse/Wintergasse, Purkersdorf

Foto: derStandard.at/Putschögl

Jahrelang sei das Passivhaus in Österreich zunächst nicht wahr-, später nicht ernstgenommen worden, bemerkte Lang. Mittlerweile sei der Baustandard in seiner "dritten Phase" angelangt: Gewisse Teile der Baubranche legen eine klar ablehnende Haltung an den Tag, "der Widerstand wächst", so Lang. Und fügte hinzu: "Das ist aber auch ein gutes Zeichen." Die logische vierte Phase sei dann nämlich die, "wo alle sagen: 'Wir haben das eh schon immer gesagt.'"

Bild: Wohnprojekt Hiessbergergasse/Wintergasse, Purkersdorf

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Lang forderte nun ein "nachhaltiges Konjunkturpaket" von der nächsten Regierung. Die Steigerung der Energieeffizienz koste nämlich "nur einen Bruchteil gegenüber der Bereitstellung von Energie aus fossilen und atomaren Energieträgern". Um das Geld für sieben neue Gaskraftwerke, die in Österreich gerade gebaut werden, könnten 360.000 Eigenheime auf Passivhaus-Standard saniert werden, so Lang.

Bild: Wohnprojekt Hiessbergergasse/Wintergasse, Purkersdorf

Stadtrat Ludwig wies auf die "Vorreiterrolle" der Bundeshauptstadt hin: "Wien investierte bisher rund 30,5 Millionen Euro an Fördermitteln in Passivhausbauten, für in Bau oder Planung befindliche Wohnhausanlagen wird die Stadt weitere 78 Mio. Euro zuschießen." Zurzeit befinden sich in Wien 15 Projekte in Bau oder in Planung, wie zum Beispiel auf den Gründen des ehemaligen Aspangbahnhofs im 3. Bezirk: Mit dem Projekt "Eurogate" soll hier die größte Passivhaussiedlung Europas entstehen. Im ersten Abschnitt werden rund 740 Wohneinheiten errichtet.

Bereits fertig gestellt ist etwa das Passivhaus "Kammelweg" (Bild) oder das Projekt "Mühlweg", ein Passivhaus in Holzmischbauweise, beides in Wien-Floridsdorf.

Foto: IG Passivhaus
Foto: IG Passivhaus

Besichtigt werden kann am Wochenende in Wien unter anderem das Einfamilienhaus Berger-Pachovsky im 22. Bezirk.

In Niederösterreich lohnt sich ein Besuch im erst vor wenigen Monaten eröffneten neuen "Wirtschaftszentrum" des Landes in St. Pölten. Die Architekten Erich Millbacher und Franz Gschwantner haben hier vier Passivhäuser in eigenwilliger Anordnung realisiert, die die vier Vierteln des Landes repräsentieren sollen. Drei Gebäude wurden aus Stahlbeton gefertigt, Haus D (ganz rechts im Bild) wurde in tragender Holzmassivbauweise errichtet.

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Die primäre Energieversorgung besorgt hier das Grundwasser mittels einer Wärmepumpe. Geheizt und gekühlt wird aber auch durch Bauteilaktivierung; die massiven Decken werden während der Nacht "geladen" und während des Tages selbstregelnd "entladen". Die Energiekosten konnten so im Vergleich zu konventionellen Bürobauten um 70 bis 90 Prozent reduziert werden, das Konzept verspricht außerdem einen höheren Nutzerkomfort, u.a. durch die permanente Zuführung von frischer Luft.

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Das Wirtschaftszentrum NÖ kann am Wochenende im Rahmen der "Tage des Passivhauses" besucht werden, auch Hausführungen werden angeboten. Nähere Angaben zu den weiteren Veranstaltungen in ganz Österreich finden Sie auf www.igpassivhaus.at. (map, derStandard.at, 5.11.2008)

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