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Kinder mit einem festen Wertegefüge lernen auch leichter.

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"Schüler mit schwacher Lernfähigkeit haben Probleme sich zu artikulieren und Dinge über sich selbst zu erzählen", sagt die englische Wissenschaftlerin Ruth Deakin Crick. Sie hat das Projekt ELLI (Effective Lifelong Learning Inventory) an der Universität Bristol mitgestaltet und mehrere internationale Studien in diesem Bereich - sowohl mit SchülerInnen, Studierenden als auch Gefängnisinsassen - gemacht, die sie bei einer Fachtagung zum Thema "Wie kann Schule Bildungsmotivation fördern?" präsentiert hat. Ihre Indikatoren für gute "learning power": Ein Mensch mit guter Lernfähigkeit verändert sich, während er lernt, bringt eine kritische Neugier mit und gibt nicht nur Fakten wieder, sondern bildet sich eine Meinung. Er ist belastbar, kreativ und kann mit seinen Gefühlen umgehen. Demgegenüber sind die, deren Lernfähigkeit wenig ausgeprägt ist, festgefahren in ihrem Verhalten und meist nur fähig Daten wiederzugeben, anstatt zu reflektieren.

Selbstbewusste lernen besser

Ihre Untersuchungen hätten gezeigt, dass Menschen mit festen (auch religiösen) Werten und Selbstbewusstsein auch besser lernen. Eine Tendenz lässt sich aus allen Studien ablesen: die Lernfähigkeit und Motivation nimmt im Laufe der Schulzeit dramatisch ab. Deavin Cricks Vorschlag, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken: "Die Struktur des Lehrplans muss verändert werden." Die immerwährenden Testsituationen würden vor allem diejenigen nochmehr demotivieren, deren Lernfähigkeit ohnehin schon eingeschränkt ist.

TALK mit Lehrkräften

Um das lebenslange Lernen in Österreich zu fördern wurde von der Universität Wien das Projekt TALK (Trainingsprogramm zum Aufbau von LehrerInnenkompetenzen zur Förderung von Lebenslangem Lernen) ins Leben gerufen, das auch auf der Tagung vorgestellt wurde. In einem dreijährigen Lehrgang werden LehrerInnen aus Hauptschulen und AHS darin geschult, die Bildungsmotivation auf SchülerInnen zu übertragen und ihre Kompetenzen zu fördern. Derzeit wird TALK mit 40 Lehrkräften durchgeführt und wird laufend evaluiert.

Bildungsministerin Claudia Schmied betonte bei der Eröffnung der Fachtagung "Wie kann Schule Bildungsmotivation fördern?", dass die Grundlage für lebenslanges Lernen in den Schulen und Kindergärten gelegt würde. Deshalb sei es wichtig an diesem Ort Schüler mit all ihren Schwächen und Stärken zu akzeptieren und ihnen ein Gefühl der Wertschätzung zu vermitteln: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen abgewertet werden." Damit eine angenehme lernfördernde Atmosphäre in den Schulen selbstverständlich wird, sei es nötig besonders in die Aus- und Weiterbildung der LehrerInnen zu investieren, sagte Schmied bei der Fachtagung. Die Ergebnisse und Vorschläge aus den Vorträgen und Diskussionen sollen auch Anregung für eine zukünftige Politik sein. (red/derStandard.at,  5.11.2008)