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Präsident Hamid Karzai fordert eine Reaktion Barack Obamas

Foto: Reuters/Sobhani

Kabul - Bei einem Luftangriff der US-geführten Truppen in Afghanistan sind nach Angaben von Präsident Hamid Karzai rund 40 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs am Montag in der südlichen Unruheprovinz Kandahar seien Frauen und Kinder gewesen, erklärte Karzai am Mittwoch in Kabul, nach Angaben eines Augenzeugen 23 Kinder und zehn Frauen. Der Präsident verurteilte den Angriff im Bezirk Shah Wali Kot, der nach Angaben von Augenzeugen eine Hochzeitsgesellschaft in einem Dorf traf. Die US-Truppen erklärten, es habe am Montag einen "Vorfall" gegeben, bei dem womöglich Menschen starben, und kündigten eine Untersuchung an. Sollten "unschuldige Menschen getötet worden sein, dann entschuldigen wir uns".

Bewohner des 80 Kilometer nördlich von Kandahar gelegenen Dorfes Wech Baghtu sagten, bei dem Angriff seien 36 Menschen einer Hochzeitsgesellschaft getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Das Dorf sei stundenlang von den ausländischen Truppen beschossen worden. "Die Sicherung des Lebens und des Eigentums der Menschen in Afghanistan ist eine der wichtigsten Verantwortlichkeiten der afghanischen Regierung", erklärte Karzai. "Noch einmal erinnern wir die Koalitionstruppen daran, dass alles Mögliche getan werden muss, um zivile Opfer zu vermeiden."

Der afghanische Staatspräsident Hamid Karzai forderte in einer ersten Reaktion den neu gewählten US-Präsidenten Barack Obama auf, zivile Opfer bei Militäreinsätzen zu verhindern. "Der Krieg gegen den Terrorismus darf nicht in den afghanischen Dörfern ausgetragen werden", erklärte Karzai.

Ein Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft in Wech Baghtu sagte der Nachrichtenagentur AFP, nach der Beendigung des Hochzeitsessens habe sich die Braut von ihrer Familie verabschieden wollen. In diesem Moment habe ein Mann, wahrscheinlich ein Taliban-Kämpfer, auf in der Nähe stationierte Soldaten der internationalen Truppen gefeuert. Die Soldaten hätte zurückgeschossen und Luftunterstützung angefordert. Zehn Stunden lang sei das Dorf danach aus Helikoptern, Kampfflugzeugen und von Bodentruppen beschossen worden. Der Vater der Braut sagte, er habe sechs Verwandte verloren. Die Braut wurde verletzt.

Nach Angaben des Dorf-Geistlichen wurden rund sieben Häuser bombardiert. Um Mitternacht seien US-Soldaten gekommen, hätten Männer aus den Häusern geführt und ihnen Handschellen angelegt. "Doch als sie die Toten und Verwundeten gesehen haben, nahmen sie die Handschellen wieder ab und sagten uns, wir sollten die Verwundeten ins Krankenhaus bringen."

Den Koalitionstruppen wird von der afghanischen Regierung immer wieder vorgeworfen, bei Gefechten mit Aufständischen den Tod von Zivilsten in Kauf zu nehmen. Nach Angaben der US-Armee missbrauchen die radikalfundamentalistischen Taliban Zivilisten gezielt als menschliche Schutzschilde. Im Juli wurden bei zwei Luftangriffen der internationalen Truppen insgesamt 64 Zivilisten getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder, die ebenfalls Gäste einer Hochzeitsgesellschaft waren. (APA)