Das Bild des Forschers im ORF-Werbefilm: schrullig und mit erhobenem Zeigefinger dozierend.

"Das reine Klischee - männlicher älterer Forscher im Labormantel, schrullig, dozierend mit erhobenem Zeigefinger." So wird im Blog zur Wissenschaftskommunikation, sciblog, der Werbefilm des ORF zur Langen Nacht der Forschung am 8.11. kommentiert. Das hier präsentierte Rollenbild erinnert Beobachter daran, wie man sich vielleicht irgendwann einmal Wissenschafter vorgestellt hat, wie sie aber vermutlich nie waren - als die Forschung noch im Elfenbeinturm war, und niemand genau wusste, was in den Labors passiert.

Heute öffnet man Forschungsstätten und Labors, zum Beispiel in der "Langen Nacht der Forschung" , die nach dreijähriger Pause zum insgesamt zweiten Mal stattfindet. Diesmal in sechs österreichischen Städten (Wien, Graz, Wiener Neustadt, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg). 2005 waren es noch drei (Wien, Linz, Innsbruck). Anzunehmen, dass die damals gemessene Besucherzahl von 47.000 übertroffen wird.

375 Stationen

An 375 Stationen will man nämlich von Sonnenuntergang (etwa 16.30Uhr) bis Mitternacht die Wissenschaften einem breiten Publikum näherbringen. An jedem Standort versucht man daher Fragen zu beantworten, die auch Menschen interessieren könnten, die keine Vorkenntnisse haben: Spielt das Klima wirklich immer verrückter? Können uns Tiere wirklich vor Erdbeben warnen? Wie wird das Wetter? Warum forschen gegen das Vergessen? Woraus besteht die Welt? Wie kommt man Honigfälschern auf die Spur? Wie hat man im Mittelalter eine Burg gebaut? Wie entwickelt sich Europa?

Insgesamt sind zwölf Universitäten, sieben Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen wie die Austrian Research Centers (ARC), die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie 40 Unternehmen beteiligt. Um Besuchern möglichst viel bieten zu können, gibt es Gratistransporte zwischen den Stationen. Der Eintritt ist frei.

Dichtes Programm

Die "Lange Nacht" , veranstaltet vom Forschungsrat und von den Ministerien für Wissenschaft, Wirtschaft und Infrastruktur, wird als Höhepunkt einer Reihe von Wissenschaftsfesten gesehen, die binnen weniger Wochen seit Herbstbeginn in Österreich veranstaltet wurden. Am 26. September startete Linz mit einer eigenen "Langen Nacht der Forschung" , wohl deshalb, weil man im Pool der sechs, am 8.11. teilnehmenden Städte nicht aufgenommen wurde. Am 11. und 12. Oktober gab es ein eigenes Forschungsfest der Stadt Wien, das vor allem die Technologieentwicklungen von Wiener Unternehmen ausstellte. Von einem unkoordinierten "Überangebot" will man unter den Veranstaltern all dieser Events allerdings nichts wissen. (pi/DER STANDARD, Printausgabe, 05.11.2008)