Klagenfurt/Wien - Nach der Absage des Kabarett-Auftritts von Dirk Stermann und Christoph Grissemann im Dezember an der Klagenfurter Universität haben am Mittwoch die Grünen und die IG AutorInnen heftige Kritik am BZÖ und am Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler geübt. Umgekehrt bezeichnete das BZÖ die Aussagen des Duos als "für Kärnten nicht tragbar", und die FPÖ forderte ein Auftrittsverbot im ORF.

Freiheit, Demokratie, Pietät

"Wegen der vom BZÖ betriebenen Aufwiegelung rund um den Auftritt des Kabarettistenduos wird Kärnten einmal mehr ins Abseits gedrängt" sagte Rolf Holub, Landessprecher der Kärntner Grünen. Es sei bedenklich, wenn ein künstlerischer Auftritt und die Gedanken- und Redefreiheit offenbar nur mehr mit Personenschutz gewährleistet werden könne. "Es wird sehr gefährlich, wenn die Politik anfängt, in die Freiheit der Kunst und Kultur einzugreifen". Von einem Landeshauptmann müsse man erwarten können, dass er verbindend wirke und nicht eine hetzerische Atmosphäre erzeuge.

Dörfler bereite "den Boden für gewaltbereite rechtsextreme Obskuranten", erklärte der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl. Teile der Kärntner Bevölkerung seien zu einer Hasstirade ermuntert worden, deren Auswirkung nun die Absage der Veranstaltung sei. "Wann kommt es zu Einreiseverboten für unliebsame Künstler in Kärnten? Wann folgen Auftritts- und Berufsverbote und Ausweisungen, Auflösungen von Organisationen und von Veranstaltungen?", fragte die IG AutorInnen in einer Aussendung. Einmal mehr habe der Kärntner Kulturabwehrkampf, zuvor der FPÖ und nunmehr des BZÖ, für die Außerkraftsetzung der demokratischen Spielregeln und der gesetzlichen Grundlagen der Zweiten Demokratischen Republik gesorgt.

Das BZÖ will die Kritik der Grünen nicht nachvollziehen. "Mit Redefreiheit und Hetzkampagne hat das nichts zu tun", erklärte Landeshauptmann-Stellvertreter Uwe Scheuch. Holub habe "anscheinend nicht verstanden, dass hier ein Anti-Kärnten-Programm gefahren wird". Die Aussagen von Stermann und Grissemann seien "inakzeptabel und für Kärnten nicht tragbar". Durch die Absage werde das Land "ins Abseits gedrängt", dabei hätte sich die ORF-Sendung in ihrer "Boshaftigkeit nicht nur gegen Jörg Haider gerichtet, sondern gegen die gesamte Kärntner Bevölkerung." Scheuch fordert demgemäß "Pietätsgrenzen für Kunst". Noch weiter geht die FPÖ in Person von Generalsekretär Harald Vilimsky, der eine "völlig inakzeptable Entgleisung der beiden Satire-Rabauken" sieht - und im ORF "keinen Platz für eine derartige Kellerqualität des Kabaretts". Vilimsky schließe sich jedenfalls der Popularbeschwerde des BZÖ gegen den ORF an.

Drohungen

Der für 11. Dezember in der Universität Klagenfurt geplante Auftritt von Stermann & Grissemann mit "Die Deutsche Kochschau" wurde am Dienstag abgesagt. "Angesichts der aktuellen Umstände halten wir zum jetzigen Zeitpunkt eine Durchführung der Veranstaltung für nicht verantwortungsvoll", hieß es in einer Stellungnahme des Managements der Kabarettisten. Ein Beitrag der beiden in der ORF-Sendung "Willkommen Österreich" vom 23. Oktober, der sich mit der Berichterstattung über den Tod von Jörg Haider beschäftigte, hatte in den vergangenen Tagen zu heftigen Diskussionen geführt.

Am Dienstag wurde bekannt, dass auf den für den geplanten Auftritt verantwortlichen Kärntner Eventmanager in der vergangenen Woche offenbar einen Anschlag verübt worden war. Die Radmuttern seines PKWs waren mysteriöserweise gelockert; der Veranstalter konnte dies bei einer Überlandfahrt zu seinem Glück noch rechtzeitig bemerken. Bekannt wurden auch eine Reihe von Drohanrufen und -schreiben an die Kabarettisten.

Zu einer eventuellen Neuaustragung des geplanten Auftritts hieß es in der Stellungnahme des Managements: "Da sich die Aufmerksamkeit beim geplanten Auftritt in Kärnten auf das Programm 'Die Deutsche Kochschau' beziehen sollte und nicht auf etwaige mediale Resonanzen in Bezug auf die genannte 'Willkommen Österreich'-Sequenz, halten es alle Beteiligte für sinnvoller, einen Auftrittszeitpunkt zu wählen, der diese inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Programm erlaubt, und nicht die Wahrnehmung auf die mutwillige Fokussierung einiger Weniger richtet". (APA/red)