Die Volksbank muss für die Kommunalkredit rund 400 Millionen Euro abschreiben, heißt es in Medienberichten.

derStandard.at/Graf

Um große Verluste zu verhindern, müssen hunderte Millionen stiller Reserven aufgelöst werden.

***

Wien - Nach der Verstaatlichung der Kommunalkredit, die mit der Überweisung von je einem Euro an Volksbanken AG und Dexia abgeschlossen ist, geht es im Volksbankensektor nun an personelle und wirtschaftliche Konsolidierung.

Für die Kommunalkredit wird der Bund nun neben einem Aufsichtsrat einen neuen Vorstandschef suchen, "ein Sanierer" soll es werden, verlautet aus dem Finanzministerium. Der Vertrag des bisherigen Kommunalkreditchefs, Reinhard Platzer, wird aufgelöst. Unter welchen Bedingungen, war am Dienstag noch nicht klar: Platzers Vertrag ist erst Anfang Oktober um fünf Jahre bis 2014 verlängert worden. Die im Sektor angedachte Variante, Platzer zum Nachfolger Manfred Kunerts im Volksbank-AG-Vorstand zu machen (Kunert ist fürs Treasury zuständig und sollte eigentlich Ende des Jahres in Pension gehen), dürfte nun vom Tapet sein. Kunert, so ist zu hören, soll gebeten werden, noch ein oder zwei Jahre anzuhängen.

Permanente Beratungen

Wie es in der Volksbanken AG (ÖVAG) weitergehen wird, das ist Gegenstand heftigster Beratungen. Der Vorstand tagt mehr oder weniger in Permanenz, im Mittelpunkt der Überlegungen steht die weitere Ausstattung mit Eigenkapital.

Der Ausstieg aus der Kommunalkredit schlägt sich ungefähr mit 400 Mio. Euro zu Buche; 170 Mio. Euro Kapital musste die ÖVAG der Kommunalkredit noch in Form von Partizipationskapital zur Verfügung stellen (Dexia: 200 Mio.). Der Bund bestand darauf: Schließlich waren für 1. Jänner 2009 schon Kapitalerhöhungen für Kommunalkredit und ihre Osttochter DexiaKom beschlossen.

Nun geht es um die Bilanz 2008 und die Eigenkapitalausstattung der ÖVAG. Ihr Jahresergebnis wird ganz im Schatten der Kommunalkredit sowie eigener Abschreibungen nach der Finanzkrise stehen. "Vor Maßnahmen" würde das Minus der ÖVAG bei rund 300 Mio. Euro liegen, verlautet aus der Bank. Also geht es nun an die Hebung stiller Reserven, die insgesamt rund 500 Mio. Euro betragen. Dass man alles auflöst, ist nicht zu erwarten: Ein Polster für die nächsten Jahre wird wohl gebraucht.

Investkredit fehlt es an Liquidität

Zumal auch das Geschäft der in die ÖVAG integrierten (nicht aber fusionierten) Investkredit gar nicht schnurrt: Neues Geschäft wird seit Wochen so gut wie nicht gemacht, es fehlt, in der derzeitigen Kapitalmarktsituation, an der Liquidität dafür. Für 2009 rechnen die Investkredit-Banker, die Unternehmen finanzieren, bestenfalls mit Stagnation.

Zuletzt ging man bei der Volksbank AG von einem Kapitalerhöhungsbedarf von 1,5 Mrd. Euro aus, je die Hälfte sollte von den Aktionären (56 Prozent Volksbanken Holding, zehn Prozent Ergo-Gruppe, 25 Prozent DZ-Bank-Gruppe, 6,1 Prozent RZB, Rest: Streubesitz) und aus dem Rettungspaket des Bundes kommen. Laut jüngsten Überlegungen könnte auch eine Milliarde Euro ausreichen - ob die Aktionäre das allein stemmen können, wird gerade erfragt. Ein Kritiker der Ohne-Staat-Variante: "Luft für Vorwärtsstrategien hätte die ÖVAG dann keine mehr."

Apropos Luft: Die Hypo Group Alpe Adria, einer der heißen Kandidaten für die nächste Geldabholung aus dem Bankenhilfspaket, hat einen neuen Werbeträger: Franz Klammer. Der Abfahrt-Olympia-Sieger war davor jahrelang "Volksbank Botschafter" (Copyright: Volksbanken). (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.11.2008)