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Andreas Grünbichler versucht sich ein zweites Mal als Banker.

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Grenzsteirer, Baumsteirer oder Weinsteirer - als solcher würde sich Andreas Grünbichler, 44-jähriger Risikovorstand der Zurich Financial, wohl selbst beschreiben. Könnte man ihn fragen, was man aber nicht kann, weil er nicht spricht, solange er nicht offiziell bestellt ist - als neuer Vorstandschef der Constantia Privatbank. Selbige gehört neuerdings den fünf größten österreichischen Banken, und die wollen den einst "jüngsten Universitätsprofessor Österreichs" (der Betriebswirt und Kapitalmarktexperte habilitierte sich mit 31 an der Uni Graz) an die Spitze des Ex-Turnauer-Instituts mit Sitz in der Wiener Bankgasse wissen.

Ein Grenz-, Baum- und Weinsteirer im Wortsinn ist der mit ORF-Anchor-Woman Ingrid Thurnher Verheiratete gemäß der Typologie des von ihm so geschätzten Autors Reinhard P. Gruber und dessen Roman "Aus dem Leben Hödlmosers": Försterssohn Grünbichler wurde waldnah geboren (in Unterlaussa, Bezirk Weißenbach an der Enns, der dortige Bach ist die Grenze zu Oberösterreich) und trinkt gern (vornehmlich roten) Wein, wie viele in Banken- und sonstigen Szenen.

Dass die Großbanker ausgerechnet den für seine Direktheit bekannten in die Constantia setzen wollen, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie.

Der leidenschaftliche Skifahrer und Läufer ist zwar nicht gerade für einfühlsame Führungsstärke bekannt, aber mit allen Wassern gewaschen: Er kennt die Branche von allen Seiten.

Mitte der 90er lehrte er Finanzwissenschaften an der UCLA in Los Angeles - die Praxis bestimmte er selbst mit, arbeitete er doch donnerstags bis sonntags parallel dazu in New York, bei JP Morgan.

Zurück in "Good Old Europe" übernahm der ehemalige Benediktinerzögling in Admont und Kurzzeit-Journalist (bei der steirischen Süd-Ost-Tagespost) den Lehrstuhl für Finanzmarktforschung an der Elite-Uni St. Gallen. Von der Theorie ging es in die Praxis: 2001, im Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse, lernte er die Mühen der Ebene - und interne Ränke - kennen. 14 Monate und eine Vertragsauflösung später war Grünbichler um 5,5 Millionen Schilling und etliche Erfahrungen reicher.

Zum Schrecken der Branche avancierte der ebenso selbstbewusst wie unangepasst Agierende. Finanzminister Karl-Heinz Grasser machte ihn 2002 zum ersten Chef der Finanzmarktaufsicht FMA - die er drei Jahre aufbaute und der er ein Gebiss zu implantieren suchte. Seither sind vier Jahre ins Land gezogen - nun zieht es Grünbichler wieder in eine Bank. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)