Linz - "Die Zahl der Suspendierungen von Schülern nimmt zu", sagt Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Von den 210.000 oberösterreichischen Pflichtschülern würden laut seinen Schätzungen zwischen 50 und 100 pro Jahr der Schule (vorübergehend) verwiesen.

Als Grund nennt Enzenhofer die "Härte" in den Klassenzimmern. "Wenn heute etwas passiert, dann ist es immer gleich schlimm", meint er. Doch Pädagogen seien keine Therapeuten, weshalb kein Weg an den Suspendierungen vorbeiführe. Es handle sich in den meisten Fällen um Kinder, die eine Betreuung durch die Jugendwohlfahrt brauchen.

Dem Leiter der Jugendpsychiatrie der Linzer Landesnervenklinik Wagner Jauregg, Werner Leixnering, "machen die vielen Suspendierungen Sorgen". Diese Entwicklung sei keineswegs ein oberösterreichisches Phänomen, sondern ein bundesweiter Trend. Suspendierungen könnten aber vermieden werden, wenn in den Schulen mehr "sozialpädagogisches Know-how" vorhanden wäre. "Ich will jetzt keinen Lehrer schlechtmachen, sondern vielmehr das Bildungssystem infrage stellen", betont Leixnering.

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich geändert, "die Verfügbarkeit der Eltern hat abgenommen". Die Lehrer müssten sozialpädagogische Aufgaben übernehmen. Konkret denke er an mehr Beratung und Betreuungslehrer. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)