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Immer auf Schritt mit dem Kanzler in spe: Josef Ostermayer (re.) hält SP-Chef Werner Faymann den Rücken frei - auch gegenüber aufmüpfigen Parteigenossen.

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Wien - Josef Ostermayer (47) tritt aus dem Schatten. Der langjährige enge Mitstreiter von Werner Faymann wird von seinem Chef mit dem Posten des Staatssekretärs belohnt. Der umgängliche Burgenländer wird als seinen Hauptjob haben, das Regierungsgeschäft im Laufen zu halten.

Ostermayer ist in den letzten Jahrzehnten zu einer Art Zwilling Faymanns geworden. Seit gut 20 Jahren klettern die beiden Seite an Seite die Karriereleiter hoch, Faymann immer im Scheinwerferlicht, Ostermayer stets bescheiden im Schatten.

Zueinander gefunden hatten die kongenialen Freunde in der Mietervereinigung, wo Faymann Geschäftsführer war, Ostermayer Rechtsberater. Als Faymann in die Wiener Stadtregierung weiterwanderte, ließ er seinen Freund nicht sitzen, Ostermayer wurde Büroleiter und das bis ins Jahr 2004, wo er als Geschäftsführer zum "Wohnfonds Wien" wechselte.

Doch die Freude am Chefsein verließ Ostermayer rasch, als Faymann rief. Der war frisch gebackener Infrastrukturminister und keinem traute er mehr zu, das schwierige große Ressort gemeinsam mit ihm zu managen. Und Ostermayer zögerte nicht lange, auch wenn nun die wohl anstrengendste Phase seines Arbeitslebens begann. "Viele haben mich gefragt, ob das wirklich eine rationale Entscheidung ist", gestand der Familienvater dereinst der "Presse".

Lächelt er sanft jedes Mitleid weg

War es schon im Ministerium kein Honiglecken, wurde es ab Sommer dieses Jahres so richtig hart. Denn da wurde Faymann SPÖ-Vorsitzender, Kanzlerkandidat und hatte ein Ministerium nebenbei auch noch zu schupfen. Und beim Schupfen half wieder einmal in erster Linie Ostermayer, der seinem Chef praktisch keine Sekunde von der Seite wich. Auf die Frage, wie viele Stunden er zu dieser Zeit arbeitete, fällt dem studierten Juristen kaum eine Zahl ein. Schlaf dürfte jedenfalls die Ausnahme gewesen sein.

Allzu gequält wirkt der ganz wie sein Chef stets freundliche Ostermayer freilich nicht. Er arbeite eben gerne, lächelt er sanft jedes Mitleid weg.

Ostermayer kommt aus so genannten kleinen Verhältnissen. Er ist Sohn eines Maurers und einer Hausfrau aus dem Burgenland, wo der neue Staatssekretär heute noch über ein Ferienhaus verfügt.

Ernst wird Ostermayer, wenn es um seine Familienhistorie geht. Das "Kind von Schattendorf", der achtjährige Josef Grössing, war Bruder von Ostermayers Großmutter. Der kleine Bub war im Jänner 1927 in Schattendorf aus Neugier auf die Straße gegangen und bei einer Schießerei von linken Schutzbündlern und rechte Frontkämpfen ums Leben gekommen. Der Freispruch für die Täter hatte zur Revolte und zum Justizpalastbrand geführt.

Erst 80 Jahre später wurde von Bundespräsident Heinz Fischer im Vorjahr eine Gedenktafel enthüllt - im Beisein Ostermayers. (APA)