Erstes Gerät der neuen Xperia-Reihe

Wirft man einen Blick auf die Smartphones, die in den vergangenen Monaten auf den Markt gekommen sind, wird eines schnell klar: von dem Motto "je kleiner, desto besser" haben sich die Hersteller längst verabschiedet. Das X1 bildet den Auftakt der neuen Xperia-Reihe von Sony Ericsson und ist über jeden Zweifel erhaben, dass der Hersteller damit ein Statement für das Zusammenspiel von Technik, Features und Design setzen wollte. Das ist ihm mit dem X1 auch zweifellos gelungen, doch leider hat es das Unternehmen in einigen Punkten übertrieben, wie der Test zeigt.

Foto: Birgit Riegler

Ausgezeichnetes Display

Die Eckpfeiler des X1 bilden der Touchscreen, die ausziehbare Tastatur, die neue Panel-Benutzeroberfläche und - erstmals auf einem Sony Ericsson-Handy - Windows Mobile 6.1. Das Display besticht durch eine besonders hohe Auflösung von 800 x 480 Pixel mit 65.536 Farben bei 3 Zoll, bei der selbst Farbverläufe und kleinste Details gestochen scharf dargestellt werden.

Besonders gut kommt das beim internen Videoplayer zur Geltung. Auf dem X1 sehen Filme wie der vorinstallierte Trailer zum neuen James Bond "Quantum of Solace" besser auf als auf so manchem Fernseher. Aber genau die hohe Auflösung bereitet an anderer Stelle Probleme.

Foto: Birgit Riegler

Windows Mobile

Windows Mobile 6.1 ist für die Nutzung mit einem Touchscreen nur bedingt geeignet. In den Tiefen des Betriebssystems kommt man mit dem Finger nicht weiter und man muss auf den Stylus zurückgreifen, der beim X1 erfreulicherweise im Gerät geparkt werden kann – bei Samsungs Omnia i900 ist das nicht der Fall.

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Probleme mit On-Screen-Tastatur

Durch die hohe Auflösung sind aber manche Bereiche so winzig, dass man selbst mit der Stiftspitze nur mühsame Eingaben vornehmen kann. Die virtuelle Tastatur ist dadurch so gut wie unbenutzbar, wenn man es etwas eiliger hat und sich nicht wirklich auf die Tasten konzentrieren kann.

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Ausziehbares QWERTZ-Keyboard

Die Lösung für dieses Problem ist die ausziehbare, leicht gebogene Tastatur, die Sony Ericsson wirklich gut gelungen ist. Das Mini-Keyboard lässt sich gut aufschieben und die Tasten besitzen genau die richtige Größe und einen perfekten Druckpunkt. Allerdings kann die Tastatur nur im Querformat genutzt werden. Wenn man etwa im Hochformat ein Dokument bearbeiten oder eine Website ansehen will, muss man auf die virtuelle Mikrotastatur zurückgreifen.

Ohne Accelerometer

Leider hat Sony Ericsson beim X1 auf den Beschleunigungssensor verzichtet, weshalb man die Ansicht von Hoch- zu Querformat nicht durch Kippen des Geräts wechseln kann. Das ist nur möglich, wenn man die Tastatur aufschiebt.

Foto: Birgit Riegler

Hochwertige Verarbeitung

Was auch bei der Tastatur sofort auffällt, ist die hochwertige Verarbeitung des Gehäuses. Es besteht überwiegend aus gebürstetem Aluminium und kommt mit nur wenigen Plastikteilen aus. Selbst die Akku-Abdeckung besteht aus Aluminium. Das und die Schiebetastatur machen das Smartphone allerdings auch zu einem richtigen Knochen mit stolzen 158 Gramm und Abmessungen von 110,5 x 52,6 x 17,0 mm.

 

Foto: Birgit Riegler

MicroSD-Karten

Etwas unpraktisch ist, dass der Speicherkartenslot – Sony Ericsson setzt hier ungewöhnlicherweise auf MicroSD-Karten und nicht auf den hauseigenen Memory Stick – unter der Akku-Abdeckung sitzt. Aber zumindest befindet sich der Einschaub auf der Geräteseite, sodass man die Batterie nicht entfernen muss. Mit dem internen Speicher von 400 MB kommt man bei Musik, Videos und Fotos nicht lange aus.

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Touchpad ohne Mauszeiger

Insgesamt liegt das Gerät gut in der Hand. Touchscreen und QWERTZ-Tastatur werden durch zusätzliche Tasten unter dem Display ergänzt. An der Seite befinden sich zudem Tasten für die Lautstärkeregelung und zum Auslösen der Kamera. Ein weiteres Mini-Touchpad steht ebenfalls zur Verfügung, doch da ihm im Gegensatz zum Omnia i900 von Samsung der Mauszeiger fehlt, hangelt man sich blind durch das Menü.

Foto: Birgit Riegler

Panels statt Widgets

Mit einer weiteren Taste kommt man zur Auswahl "Panels". Dabei handelt es sich um Sony Ericssons Antwort auf die Apps und Widgets anderer Unternehmen. Doch anstatt eigene kleine Anwendungen zur Verfügung zu stellen, kann man beim X1 nur den Homescreen wechseln. Unter den vorinstallierten Panels stehen etwa Kalender, Multimedia-Center oder verschiedene Uhr-Anzeigen zur Auswahl.

Foto: Birgit Riegler

Stautsanzeige mit Fischen

Ein witziges Panel ist "Fisch". Dabei ziehen drei virtuelle Fische ihre Kreise auf einem weißen Hintergrund, auf dem sonst nur die Uhrzeit angezeigt wird. Die Farbe der Fische gibt Auskunft über den Handy-Status, wie etwa den Akkuladezustand. Tippt man mit dem Finger auf den Bildschirm, kommen die Fische angeschwommen. Dabei bleibt es jedoch bei einer witzigen Spielerei.

Foto: Birgit Riegler

Innovativere Ansätze gefragt

Weitere Panels können aus dem Web heruntergeladen werden. Momentan stehen hier jedoch nur vier weitere zur Verfügung, darunter ein Diashow-Tool. Auch kostenpflichtige Anwendungen will Sony Ericsson hier unter anderem auch von Drittanbietern veröffentlichen. Man kann nur hoffen, dass hier noch ein paar bessere Ideen folgen, ansonsten können es die Panels nicht mit den Anwendungen von iPhone oder Android aufnehmen.

Mittelmäßige Kamera

Zur weiteren Ausstattung gehörten WLAN, A-GPS und Bluetooth. Als Verbindungen stehen je nach Verfügbarkeit HSPA, UMTS oder EDGE zur Verfügung. Nicht fehlen darf natürlich die Kamera, die beim X1 Fotos mit 3,2 Megapixel aufnimmt. Sie bietet Autofokus und Blitzlicht ansonsten aber keine weiteren Überraschungen. Sie verfügt über verschiedene Aufnahmemodi, Weißabgleich und unterschiedliche Effekte. Der Fokus kann auch über den Touchscreen direkt gesetzt werden.

Langlebiger Akku

Viel Duchhaltevermögen beweist der Akku, der laut Hersteller bei GSM-Nutzung bis zu 500 Stunden im Standby und maximal 10 Stunden Gesprächszeit bietet. Diese Angaben konnten im Test zwar nicht nachvollzogen werden, doch der Akkustand war bei moderater bis intensiver Nutzung am vierten Tag noch immer halbvoll.

 

Foto: Birgit Riegler

Vielversprechender Auftakt der Xperia-Serie

Etwa 600 Euro kostet das Xperia X1 ohne Vertrag. Dafür bietet es eines der besten Displays am Smartphone-Markt und ist sehr gut  verarbeitet. Auch die Schiebetastatur lässt sich einwandfrei bedienen. Leider sind die Vorzüge des Touchscreens mit Windows 6.1 nur begrenzt nutzbar. Die Panels sind eine witzige Idee, bieten aber im Vergleich zu anderen mobilen Applikationen in derzeitiger Ausführung noch kaum einen Mehrwert.

Insgesamt ist das X1 dennoch ein tolles Gerät, das für Nutzer geeignet ist, die nicht aufs Geld schauen müssen. Für Sony Ericsson bildet es jedenfalls einen spannenden Auftakt der Xperia-Smartphone-Serie. (Birgit Riegler, derStandard.at 3. November 2008)

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