Mobiles Militärspital im Tschad: Minister Norbert Darabos ließ sich ausführlich zeigen, welche Standards heute erwartet werden - und schon bald auch von Österreich erfüllt werden müssen.

Foto: BUNDESHEER/PETER LECHNER

Wien - Als Verteidigungsminister Norbert Darabos im Frühjahr das österreichische Eufor-Kontingent im Tschad besuchte, galt seine Aufmerksamkeit nicht nur den Flüchtlingen und den österreichischen Soldaten, die sie schützen. Ausführlich ließ sich Darabos auch ein italienisches Feldspital zeigen: Hätte Italien dieses in Zelten und Containern untergebrachte und relativ leicht im Lufttransport verlegbare Spital nicht in letzter Minute zur Verfügung gestellt, hätte die gesamte EU-Mission in den Tschad abgeblasen werden müssen. Ein ähnliches medizinisches Angebot wird auch Österreich machen müssen - es hat vorgesehen, unter anderem ein ähnliches Spital ab 2011 in eine künftige internationale Brigade einzubringen.

Die Ausschreibung für die Beschaffung eines solchen Spitals wird für das kommende Frühjahr erwartet. Gesucht wird dem Vernehmen nach ein erfahrener Generalunternehmer, der die Ausstattung zusammenstellen kann. Aus wehrmedizinischen Kreisen wird aber darauf hingewiesen, dass die materielle Ausstattung eines solchen Feldspitals nur ein Teil der Aufgabe ist: Mindestens ebenso wichtig wäre es, im Bundesheer entsprechend ausgebildete Ärzte heranzuziehen. Diese würden normalerweise in zivilen Spitälern Dienst tun, müssten aber für einen Einsatz rasch bereitstehen. Und sie müssten laufend auf dem neuesten Ausbildungsstand der Wehrmedizin gehalten werden.

Moderne Technik gefragt

Das künftige Feldspital ist nur ein Beispiel dafür, wie groß der Erneuerungsbedarf im Bundesheer ist. Planungen des Generalstabs für die Heeresreform (Code "ÖBH 2010") gehen davon aus, dass das Verteidigungsressort im Lauf der kommenden Legislaturperiode eine Milliarde Euro zusätzlich brauchen wird. Die Offiziere rechnen das auf verdaulichere Häppchen von "jedes Jahr 200 Millionen auf fünf Jahre" herunter, aber die Lücke wird dadurch nicht kleiner: Nur wenn das Bundesheer moderne Technik (etwa Aufklärungsdrohnen) beschaffen kann, kann es bei internationalen Einsätzen bestehen.

Gleichzeitig müsste auch ins Personal investiert werden, sagt Günther Barnet, ehemaliger Mitarbeiter des Verteidigungsministers Herbert Scheibner (2000 bis 2003) - er hat im Frühjahr mit Berechnungen für Aufsehen gesorgt, dass ein Berufsheer für Österreich besser wäre als die derzeitige Struktur. In dieser spielt die Miliz eine besondere Rolle: Sie wird als Lückenbüßer hoch geschätzt (ohne Milizsoldaten wären die Auslandseinsätze längst nicht mehr durchführbar) - aber in der Struktur scheint sie nicht mehr auf: Es fehlt an personellem Nachwuchs ebenso wie an militärischer Infrastruktur, um reine Milizverbände aufstellen zu können.
Michael Schaffer, Präsident der Milizverbände und Milizoffizier im Rang eines Brigadiers, sagt im Standard-Gespräch, dass die mangelnde materielle Ausstattung der Miliz nur ein kleiner Teil des Problems ist: "Was man nicht übersehen darf, ist das allgemeine Desinteresse, das die Politik den Sicherheitsfragen entgegenbringt. Es sind immer Menschen, die etwas bewegen oder eben nicht."

Schaffer wünscht sich, dass alle Parteien die besten Köpfe für die Sicherheitspolitik interessieren und einsetzen. Er übt aber auch Kritik an der militärischen Führung, deren "Lieblingsaufgabe" in einer laufenden Reorganisation bestehe. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2008)