Wien - Der mehr als 30 Monate andauernde Boom auf dem Arbeitsmarkt geht zwar offensichtlich zu Ende (siehe Grafik rechts), Fachkräfte werden aber weiterhin gesucht, sagt Johannes Kopf, einer der beiden Vorstände des Arbeitsmarktservice (AMS), am Wochenende zum Standard. Bei Schweißern oder Schlossern gebe es österreichweit um ein Vielfaches mehr offene Stellen als Arbeitssuchende. Mit der abschwächenden Konjunktur "werden es Unqualifizierte aber schwer haben".

Im Oktober ist die beim AMS registrierte Arbeitslosigkeit um ein Prozent niedriger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Kopf sagt, dieser Monat dürfte der letzte gewesen sein, in dem ein Rückgang registriert worden ist. Nur Sonderfaktoren - etwa warmes Wetter, damit am Bau weiter gearbeitet werden kann - könnten bewirken, dass auch die Novemberstatistik noch ein Minus bei den Jobsuchenden zeigen könnte.

Junge Arbeitssuchende

Junge Arbeitssuchende würden das Nachlassen der Konjunktur als eine der ersten spüren, so Kopf. Die Zahl der jungen Arbeitslosen ist im Oktober im Jahresabstand um 2,6 Prozent angestiegen, die Zahl der offenen Lehrstellen um sechs Prozent gesunken, die der Suchenden um 14 Prozent gestiegen. Jugendliche würden derzeit "zwar nicht hinausgeworfen, aber weniger oft eingestellt". Ein weiteres Indiz dafür, dass der Boom endet, ist, dass bei den "Arbeitskräfteüberlassern" (Leasingkräften) stiegt die Arbeitslosigkeit um etwas mehr als neun Prozent an. Vor allem die Autoindustrie und deren Zulieferer haben bereits im Sommer damit begonnen, Leiharbeitskräfte abzubauen.

Derzeit haben die Werke - allen voran wie berichtet Magna Steyr in Graz - Kurzarbeitsmodelle beim AMS angemeldet. Österreichweit sind derzeit rund 5000 Industriemitarbeiter zur Kurzarbeit registriert, 4000 davon in der Steiermark, 600 in Oberösterreich.

Umgekehrtes West-Ost-Gefälle

Regional zeigt sich nun ein umgekehrtes West-Ost-Gefälle: Während in den vergangenen drei Jahren stets die westlichen Bundesländern in der Arbeitslosenstatistik besser ausgestiegen sind als der Osten, zeigen derzeit Wien und Niederösterreich noch immer deutliche Rückgänge bei der Zahl der Jobsuchenden. Im Burgenland und in der Steiermark ist die Lage aber wieder etwas angespannter. Gründe dafür, dass vor allem Wien die Trends auf dem Arbeitsmarkt stets etwas verspätet mitmacht, sind die zunehmende Entindustrialisierung und die Hinwendung zu mehr Dienstleistungsjobs in der Bundeshauptstadt. (szem, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 3.11.2008)