Martha Fein: Egon Schiele im Totenbett, 1918

Foto: Leopold Museum/ IMAGNO/ Austrian Archives

Wien - Nein, er hat nicht gerade den Pinsel weggelegt und sich zu einem Nickerchen hingelegt. Er ist tot.

Am Freitag vor 90 Jahren starb Egon Schiele. 28-jährig hat ihn die Spanische Grippe mit hinweggerafft, ebenso wie nur drei Tage zuvor seine Frau Edith.

Das ästhetische Pathos, mit dem der Tote in Martha Feins Aufnahme wie im Schlaf dargestellt wird, ist einem heute fremd. Vielleicht auch, weil das Foto Zeit festhält, die bereits vergangen ist, relativ und gegen ewig gehend. Sogenannte "Last Sleep" -Bilder, eine Form der Memorialfotografie, die den Verstorbenen schlafend, drapiert auf einem Blumenbett zeigten, waren aber bis in die 1920er-Jahre gängig.

Vorläufig bis Jahresende ist ein Saal der Schiele-Dauerausstellung im Leopold Museum dem Tod des Künstlers mit dem - wie es in einem Nachruf heißt - "teuflischen Geschick" gewidmet. Unter den Zeichnungen, Aquarellen und Bildern aus den letzten Jahren sind auch das unvollendet gebliebene Gemälde Liebespaar und eine Zeichnung der sterbenden Edith. Dazu zeigt man in Vitrinen eine Vielzahl von Briefen und Autografen, von denen ein paar, laut dem kaufmännischen Direktor Peter Weinhäupl, jahrzehntelang unerforscht in den privaten Laden von Professor Leopold lagen.

Bis zum Frühjahr soll ihre Dokumentation per Datenbank komplett sein und neue Einblicke in Schieles Schaffen und vor allem seine vielen unerfüllt gebliebenen Pläne ermöglichen. Bereits kommenden Monat (Eröffnung 14. 11.) zeigt man im Landesmuseum St. Pölten das Frühwerk des jung gestorbenen Künstlers. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11./2.11.2008)