Jerusalem - Dass sein Name Programm sein wird, scheint für den neuen israelischen Außenminister Silvan Shalom (44) wenig wahrscheinlich. Der als "Falke" der Likud-Partei bekannte Politiker, dessen Nachname in der deutschen Übersetzung "Frieden" heißt, nahm den Ruf seines Regierungschefs Ariel Sharon an, im Kabinett den Platz des erbitterten Sharon-Konkurrenten Benjamin Netanyahu einzunehmen.

Doch weniger die Friedenspolitik als die finanzielle Konsolidierung des maroden Staats mit außenpolitischen Mitteln zeichnet sich als Hauptfeld des neuen Chefdiplomaten ab, der über keinerlei Erfahrung auf dem internationalen Parkett verfügt. Den Ausschlag für seine Ernennung mag gegeben haben, dass Shalom sich im Gegensatz zu Netanyahu den Ruf als bedingungsloser Getreuer an der Seite Sharons erworben hat.

Innerhalb seiner Likud-Partei gilt Shalom als Hardliner. Er vertritt eine unnachgiebige Haltung im Nahostkonflikt und fordert seit jeher die Ausweisung von Palästinenserpräsident Yasser Arafat. Nicht von ungefähr fragte sich die Zeitung "Yediot Aharonot" angesichts seiner Ernennung skeptisch: "Ist er geeignet, das Amt des Außenministers auszufüllen? Wird er die Europäer beruhigen oder den Zuschauern von CNN erklären können, warum palästinensische Kinder im Gazastreifen getötet werden?"

Der gebürtige Tunesier verfügt über Universitätsabschlüsse in Wirtschaft, Buchhaltung, Recht und öffentlicher Politik, was ihm die Aura eines Arbeitstieres verschafft. Außerdem spricht er vier Sprachen: Außer Hebräisch beherrscht er Arabisch, Französisch und Englisch. Sein Vorgänger Netanyahu dagegen glänzte vor allem mit Mediengewandtheit und nahezu makellosem Englisch mit US-Akzent.

Der gelernte Journalist Shalom ist mit Judy Shalom-Nir-Moses, einer Erbin der mächtigen Mediengruppe "Yediot Aharonot", verheiratet. Bevor er in den vergangenen zwei Jahren der Sharon-Regierung als Finanzminister diente, sammelte er bereits Regierungserfahrung als Ressortleiter für Wissenschaft sowie als Vizeverteidigungsminister.

Die Berufung eines ausgewiesenen Finanzexperten zum Chef des Außenressorts spiegelt auch die Art und Weise wider, wie Israels schlimmste Finanzkrise seit Staatsgründung das Land beeinflusst. Die Misere zwingt Sharon, noch mehr als bisher die Hand für finanzielle Unterstützung aus Washington aufzuhalten. Israels wichtigstes Geberland zahlt schon jetzt drei Milliarden Dollar pro Jahr. Shaloms Aufgabe wird es sein, diesen Betrag weiter hochzuschrauben.

Vor seinem Eintritt ins politische Leben hatte der Vater von fünf Kindern mehrere führende Posten in der Wirtschaft inne. Er war Vorstandsvorsitzender der einflussreichen nationalen Elektrizitätswerke sowie Generaldirektor in mehreren Firmen. Zu Beginn seiner politischen Karriere galt Shalom als eine der großen Hoffnungen des Likud. In seinem letzten Amt als Finanzminister wurde er jedoch angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage im Land als Versager gesehen. Nach den Nachrichten über seine Ablösung stieg der Schekel, die nationale Währung, prompt in die Höhe.(APA/dpa)