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Alternative zu großer Spiegelreflexkamera

Für viele Hobbyfotografinnen und Hobbyfotografen, die ihrer Kompaktkamera langsam entwachsen, ist Weihnachten Anlass, über ein Upgrade nachzudenken. Führte der Weg zu anspruchsvoller Fotografie meist automatisch zur Spiegelreflexkamera (SLR), so gibt es demnächst eine Alternative: eine Kamera mit Wechselobjektiven wie eine SLR; mit großem, detailreicherem Bildsensor und dennoch deutlich kleiner und leichter als eine SLR.

Wer schon einmal eines der schweren, lichtstarken Telezoomobjektive einer Profikamera in der Hand gehabt hat, dazu ein Metallgehäuse mit eigenem Batteriegriff, wird durch diese Erfahrung des Gewichtshebens nicht unbedingt überzeugter SLR-Anhänger. Diese bringt zwar immensen Qualitätsgewinn, aber man muss für die Leidenschaft auch die Leidensfähigkeit zum Mitschleppen einer Ausrüstung aufbringen.

Foto: Reuters

Erste Kamera mit Micro Four Third-System

Die Erleichterung kommt von Panasonic. Der Lumix-Hersteller bringt mit der Panasonic G1 die erste Kamera mit dem Micro Four Third genannten System auf den Markt (Mitte November, 800 Euro für Basis-Set). Entwickelt wurde der Standard mit dem traditionsreichen japanischen Kamerahersteller Olympus, dessen eigene Kamera erst 2009 herauskommen wird.

Der Trick, mit dem Panasonic die Kamera schrumpft, ist die Herausnahme des Spiegels aus dem SLR-Konzept. Bei der SLR wird das Bild mithilfe eines Spiegels in den Sucher geleitet, was Platz braucht und Gewicht kostet. Panasonic und Olympus verwenden anstelle desssen ein elektronisches Display wie bei einer Videokamera als Sucher.

Foto: Panasonic

Hochauflösender Sucher

Geübte Fotografen schätzen elektronische Sucher aufgrund ihrer pixeligen Auflösung nicht, Panasonic nimmt darum einen hochauflösenden Sucher aus seiner professionellen TV-Technik, der 1,2 Millionen statt 200.000 Bildpunkte hat. Das ist eine wesentliche Verbesserung, es bleibt jedoch ein elektronischer Sucher. Aber wenn TV-Profis damit leben können, ist diese Anpassung wahrscheinlich für die meisten Hobbyfotografen keine große Sache.

Darüber hinaus hat die G1 ein großes, hochauflösendes Display auf der Rückseite, das dreh- und schwenkbar ist, damit sie auch aus unmöglichen Haltungen heraus (um die Ecke, vom Boden aus, über eine Menge hinweg) benutzt werden kann. Diese Displayfotografie - jedem Profi ein Gräuel - beginnt sich auch im SLR-Segment breitzumachen. Möglich also, dass der Sucher bei diesem Kameratyp an Bedeutung verliert.

Foto: Panasonic

Halbes Volumen

Die Einsparung ist jedenfalls beachtlich: Gegenüber gängigen Canon- oder Nikon-Einsteigermodellen hat die G1 weniger als das halbe Volumen und vier Zehntel weniger Gewicht. Dabei behält sie wesentliche Qualitätsfaktoren, vor allem die Größe des Bildsensors. Diese ist, neben Optik und Handhabung, das wesentliche Geheimnis der Bildqualität von SLR-Kameras: Der Sensor einer Spiegelreflex misst meist 1,1 Zoll (diagonal); der G1-Sensor 0,9 Zoll - der von Kompaktkameras dagegen 0,4 Zoll, von Handykameras noch weniger. Das Resultat: Kompaktkameras haben auch bei hoher Pixelzahl geringere Bildqualität.

Foto: Panasonic

Nur zwei Zoom-Objektive zum Start

Es gibt Einschränkungen, etwa nur zwei Zoom-Objektive zum Verkaufsstart, fehlendes Video, und es gibt auch sehr kleine SLR-Kameras. Aber dennoch: Die G1 und weitere Modelle dieser Bauart sind eine interessante Alternative für anspruchsvolle Fotografen, die nicht unter die Gewichtheber gehen wollen. (Helmut Spudich/ DER STANDARD Printausgabe, 30. Oktober 2008)

Foto: Panasonic