Die Hotelinseln waren bisher oft der einzige Platz, an dem sich Touristen auf den Malediven aufhalten durften. Das wird sich nun ändern.

Foto: Tourismusamt Malediven

Neu Delhi/Male - Der neu gewählte Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, will alle bisher geltenden Bewegungseinschränkungen für ausländische Touristen in dem Urlauberparadies im Indischen Ozean aufheben. Nasheed sagte nach seinem Sieg bei der Präsidentenwahl in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Wir werden das Land ohne Restriktionen öffnen."

Die meist westlichen Touristen dürfen sich bisher nur auf Hotelinseln, in der Hauptstadt Male oder auf bestimmten Besucherinseln in den Atollen aufhalten. Grund war die befürchtete Verfremdung der Kultur des muslimischen Landes. Diese Einschränkungen machten in einer zunehmend vernetzten Welt keinen Sinn mehr, sagte Nasheed.

Nasheed (41), der die Maledivische Demokratische Partei (MDP) anführt, kündigte eine weitreichende Demokratisierung an. Der frühere politische Gefangene hatte sich am Mittwoch in einer Stichwahl gegen den 71-jährigen Amtsinhaber Maumoon Abdul Gayoom durchgesetzt. Der Autokrat Gayoom, der am längsten herrschende Machthaber Asiens, hat die Malediven knapp 30 Jahre lang regiert.

Gayoom akzeptierte Nasheeds Wahlsieg und kündigte eine geordnete Übergabe der Amtsgeschäfte binnen zehn Tagen an. Nasheed sagte, er hege keinen Groll gegen Gayoom. "Vergeben ist sehr wichtig." Es werde "keine Hexenjagd" geben. Seine Regierung werde Menschenrechte und Grundfreiheiten respektieren.

Nasheed sagte, er sei sich der Abhängigkeit vom Tourismus, der größten Einnahmequelle der Inselkette, sehr bewusst. Mit einer demokratischen Regierung in Male sei es Urlaubern nun möglich, mit einem "besseren Gewissen" auf die Malediven zu reisen. Durch die Öffnung der von Einheimischen bewohnten und bisher abgeschotteten Inseln wolle man Besuchern ermöglichen, "ein Teil von uns zu sein" und die Kultur besser kennenzulernen. Seine Regierung wolle das Land außerdem stärker für Handel und ausländische Investitionen öffnen.

Gayoom herrschte seit November 1978 auf den Malediven, wo der Präsident Staats- und Regierungschef ist. In seiner Amtszeit gelang es ihm, aus den Malediven das Land mit dem größten Pro-Kopf-Einkommen Südasiens zu machen. Der kleine Staat am Äquator mit seinen rund 385.000 Einwohnern besteht aus 1.190 Koralleninseln, von denen rund 200 bewohnt sind. 87 Inseln sind Touristen-Resorts. Tourismus und Fischerei sind die Haupteinnahmequellen der Bewohner. Die Malediven sind bei westlichen Urlaubern - und wegen ihrer Korallen- und Fischvielfalt besonders bei Tauchern - sehr beliebt. (APA/dpa)