Die Wunden sind noch frisch: Nächstes Jahr soll die Leistungsschau des Bundesheeres nicht auf dem Heldenplatz stattfinden

Standard/Heribert CORN

Wien - Mit zerdrücktem Rasen kann Wolfgang Beer leben. "Der Fall ist ganz klar: Wer auf dem Heldenplatz eine Veranstaltung durchführen will, muss dafür sorgen, dass der Platz danach so aussieht wie davor", sagt der Burghauptmann, der für die Verwaltung sämtlicher bundeseigener Liegenschaften zuständig ist.

Spur der Verwüstung

Zuletzt hat die Stadt Wien für die Wiederherstellung der Grünflächen am Heldenplatz nach der Fußball-EM 190.000 Euro ausgegeben. Zeitungsberichte, nach denen Beer anlässlich der Spur der Verwüstung, die das Bundesheer nach dem Nationalfeiertag hinterlassen hat, dort künftig keine Veranstaltungen mehr erlauben wolle, tut der Burghauptmann im Gespräch mit dem Standard als "vollkommen falsch" ab.

"Es geht hier nicht um den Rasen, sondern vielmehr darum, dass die Fläche im kommenden Jahr für eine mögliche Großbaustelle freibleiben muss." Die Nationalbibliothek will nämlich zwischen Neuer Burg und Volksgarten unterirdisch erweitern. "Es ist noch nicht fix, wann die Bauarbeiten für den neuen Tiefenspeicher beginnen werden, aber es hat keinen Sinn, jetzt Veranstaltungen zuzusagen, die dann möglicherweise doch nicht stattfinden können", sagt Beer. "Deshalb sagen wir jetzt schon: Sucht euch für nächstes Jahr lieber einen anderen Ort."

Finanzierung noch offen

30 Millionen Euro soll das neue Bücherarchiv kosten. Laut einer Machbarkeitsstudie, die die Nationalbibliothek in Auftrag gegeben hat, würde man mit dem dazugewonnenen Platz - 32.000 Quadratmeter auf vier Etagen - die nächsten 70 Jahre auskommen.

Sammeln trotz Platzmangel

"Der neue Speicher ist eine unabdingbare Sache", sagt Johanna Rachinger, Direktorin der Nationalbibliothek, zum Standard, "denn im Gegensatz zu einem Museum können wir nicht sagen: Wir hören jetzt auf zu sammeln, weil wir keinen Platz mehr haben." Laut Mediengesetz ist die Nationalbibliothek nämlich verpflichtet, von jedem in Österreich erschienenen Printmedium zwei Exemplare zu archivieren.

Die Direktorin ist zuversichtlich, dass mit dem Bau des neuen Speichers nächstes Jahr begonnen werden kann - auch wenn die Finanzierung noch nicht steht. "Das Geld müsste aus dem Finanzministerium kommen. Ich hoffe, dass sich die nächste Regierung so schnell wie möglich für das Projekt entscheidet." Die vorerst letzte Großveranstaltung auf dem Heldenplatz findet am 19. April 2009 statt: Dann überqueren die Teilnehmer des Vienna City Marathons dort wieder die Ziellinie. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 29.10.2008)