Mit fast 70 Prozent der Stimmen hat es Martin Graf von der FPÖ letztendlich geschafft, dritter Nationalratspräsident zu werden. Herbert Kickl ist im Gespräch mit derStandard.at mit der Wahl Grafs naturgemäß "zufrieden. Der demokratische Usus hat sich durchgesetzt." Mit Ausnahme der Grünen, die "wieder einmal über die Stränge geschlagen haben", hätten alle Fraktionen zumindest zum Großteil für Graf gestimmt. Den Einspruch der Grünen, Stimmzettel wären verfälscht worden, weist Kickl zurück: "Das zeigt nur, dass die Grünen auch schlechte Verlierer sind".

Notwendige Grundsatzdiskussion

Laura Rudas, die im Vorhinein schon bekanntgegeben hatte, dass sie Martin Graf nicht zum Nationalratspräsidenten wählen will, zeigte sich im Gespräch mit derStandard.at mit dem Ergebnis nicht sehr zufrieden. "Ich hätte mir mehr Stimmen erwartet, die Graf nicht wählen. Mir war klar, dass er es werden wird. Aber, dass er über 100 Stimmen erhalten hat, enttäuscht mich doch." Ob sie ungültig gewählt oder zu einer jener sieben Personen (außer den Grünen) gehört hat, die statt Graf Alexander Van der Bellen von den Grünen wählten, sagt sie nicht. Einen Sinn habe der Wirbel um Grafs Kandidatur für sie trotzdem gehabt: "Es gab einen Grundsatzdiskurs, der notwendig und wichtig war. Viele Menschen haben vorher nicht gewusst, was die Olympia ist, jetzt wissen sie es."

Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) ist über die Wahl von FPÖ-Abgeordneten Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten enttäuscht. Die Abgeordneten hätten im vollen Wissen über Grafs weltanschauliches Umfeld einen symbolischen Akt gesetzt, welcher zu einer "weiteren Stärkung des rechtsextremen Lagers" führen könne und "wenig Sensibilität gegenüber der österreichischen Geschichte und den tragischen Folgen der Deutschtümelei gezeigt", hieß es. (edt/saju/derStandard.at, 28.10.2008)