Immer wieder kehrende chronische Schmerzen haben häufig psychische Ursachen

Foto: Photodisc

Wien/Linz - Chronische Schmerzen werden oft von Gewalterfahrungen vor allem im häuslichen Bereich verursacht. 35 bis 50 Prozent aller Betroffenen hätten Erfahrungen mit Misshandlung, sexuellem Missbrauch, emotionaler Vernachlässigung oder Ähnlichem gemacht, erklärte Michael Bach, Leiter der Psychiatrie-Abteilung am LKH Steyr, im Rahmen der Österreichischen ÖSG-Schmerzwochen in Linz.

Gewalt äußert sich in Schmerzen

Besonders bei Frauen mit Fibromyalgie - einem Ganzkörper-Schmerzsyndrom ohne erkennbare Ursache - sei der Anteil häuslicher Gewalterfahrungen extrem hoch, so Bach. Bei Asylwerbern wären chronische Schmerzen wiederum häufig eine Folge von erlebten kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Grund für diesen Zusammenhang liege vermutlich in der Verarbeitung von körperlichen und psychischen Schmerz im Gehirn durch die gleichen Regelkreise.

Negative "Schmerz-Karriere"

Chronische Schmerzen hätten eine "Karriere", die oft auf psychische Verletzungen zurückgeführt werden könne, erklärte der Mediziner. Wer in seiner Kindheit gelernt habe, Schmerzerfahrungen zu verarbeiten, werde auch als Erwachsener einen Beinbruch gut überstehen. Personen, die Gewalt ausgesetzt waren oder mit Schmerzen alleingelassen wurde, hätten hingegen ein "negatives Schmerzgedächtnis" programmiert. Bagatellanlässe wie ein leichtes Peitschenschlagsyndrom würden bei solchen Personen immer wieder zu einem chronischen Schmerzleiden führen beziehungsweise das Risiko dafür erhöhen. Für eine besser Aufklärung habe das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheit (ÖBIG) eine Expertenrunde einberufen, die als "ARGE Häusliche Gewalt" forschen und informieren soll. (APA)