Wien - Eine Veranstaltung im Kulturverein W23 in der Wipplinger Straße in der Wiener City ist in der Nacht auf Sonntag von unbekannten Tätern gestürmt worden. Die mit Sturmhauben maskierten Männer drangen laut Polizei in die Räumlichkeiten des Vereins ein, beschädigten eine Eingangstüre und versetzten einem Gast einen Faustschlag. Während der Veranstalter in einer Aussendung von einem "organisierten Naziüberfall" sprach, sind die Täter für die Exekutive "bisher keiner Gruppe eindeutig zuordenbar".

Die Veranstaltung im W23 war nach Aufrufen im Internet von der Polizei bis Mitternacht sporadisch mittels Streifen überwacht worden. Die maskierten Täter betraten allerdings erst um 0.22 Uhr das Lokal. Laut W23 versuchten "rund zehn Neonazis", die Räumlichkeiten zu stürmen und "begannen wahllos in die Menge der anwesenden Personen zu prügeln". "Nur durch das besonnene Vorgehen der Anwesenden konnte Schlimmeres verhindert werden, die Neonazis wurden innerhalb kürzester Zeit hinausgedrängt. Es gab zwei Leichtverletzte und geringen Sachschaden", hieß es in einer Aussendung.

Für die Betreiber des Kulturvereines war der Angriff "offenbar generalstabsmäßig geplant". Zufällig vorbei kommende Passanten hätten die Polizei gerufen, nachdem sie eine Gruppe beobachtet hatten, "wie sie in Zweierreihe und mit militärischem Auftreten im Laufschritt durch den ersten Bezirk in Richtung Wipplinger Straße unterwegs war".

"Offensichtlich fühlt sich die Neonazi-Szene so gestärkt, dass sie auf direkte Konfrontation geht", ist der grüne Justizsprecher Albert Steinhauser beunruhigt. Gerade deshalb ist eine adäquate Reaktion notwendig. Ähnlich sieht das auch Heribert Schiedel, Rechtsextremismusforscher des DÖW: "Neonazistische Gewalt auf dieser Stufe der Eskalation ist nicht länger einfach spontane Straßen- oder Jugendgewalt, sondern Terror". Auch er sieht den Vorfall im erstarkten Selbstbewusstsein von Neonazis begründet: "Mit Hitlergruß auf Kundgebungen der siegreichen FPÖ geduldet, sehen sie sich als gewalttätige Avantgarde des aktuellen Rechtsruckes". Für Heribert Schiedel liegt es nun an der Öffentlichkeit, "den nationalistisch-autoritären Konsens zu brechen". (APA/red)