Im Land der starren Geschlechterrollen: Tanaz Eshaghians Film "Be Like Others" porträtiert iranische Homosexuelle.

Foto: Viennale

Auf den ersten Blick ist es ein Paradox: Im Iran ist Homosexualität unter Androhung rigider Strafen verboten, während das Gesetz Transsexualität duldet. Menschen, die sich im falschen Körper glauben, ist es deshalb unter strengen Auflagen möglich, sich einer geschlechtsangleichenden Operation zu unterziehen. In Teheran gibt es einen Arzt und eine Klinik, die sich auf solche Eingriffe spezialisiert haben. Selbst die als sehr schwierig geltende Frau-zu-Mann-Umwandlung gehört zu ihrem Repertoire.

Die beeindruckende Dokumentation Be Like Others erzählt von Menschen, die diesen gravierenden Schritt in Erwägung ziehen. Manche zögern und verzichten, andere sind begeistert, verstimmt höchstens von bürokratischen Hindernissen, die meisten aber fürchten die Schmerzen und wissen nicht, ob sie das Richtige tun. Sie tun es dennoch.

En passant lässt der Film der jungen, im Iran geborenen, in New York lebenden Regisseurin Tanaz Eshaghian anklingen, dass das Paradox nur scheinbar eines ist. Denn nur wenige der von Eshaghian Porträtierten sind im klassischen Sinne transsexuell; die meisten sind schwul oder lesbisch und verzweifelt darüber, dass sie eben dies nicht sein dürfen.

Tanaz Eshaghian nähert sich ihren Gesprächspartnern behutsam. Sie folgt ihnen zu den Beratungsgesprächen und ins heimische Wohnzimmer, zeigt sie in der Interaktion mit dem Freund oder der Mutter und lässt ihnen schließlich Zeit, ausführlich von sich selbst, von ihren Beweggründen und ihren alltäglichen Problemen zu berichten.

Etwa davon, dass sie ein amtliches Dokument brauchen, welches ihnen ihren präoperativen Status bescheinigt - andernfalls können sie, sobald sie in der Öffentlichkeit ihrem biologischen Geschlecht nicht gemäße Kleidung tragen, verhaftet werden. Manche reflektieren darauf, dass sie, sobald sie Frauen werden, weniger Privilegien und Freiheiten genießen; andere, und das ist der traurigste Teil von Be Like Others, müssen erleben, wie sie auch nach der Operation nicht toleriert werden. Ihre Lebensperspektive hat sich so weit verdüstert, dass ihnen außer dem Autostrich an einer Teheraner Ausfallstraße nichts mehr offen steht. (Cristina Nord, SPEZIAL - DER STANDARD/Printausgabe, 25./26.10.2008)